The German way of life II
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Die zweite Ausstellung und der dazugehörige zum Thema „The German Way of Life“ bricht ebenso wie die erste mit einem überkommenen Kulturverständnis, das Menschen auf ihre ethnische, nationale und religiöse Herkunft und Zugehörigkeit festlegt. Die vielschichtigen, multimedialen Arbeiten thematisieren, wie sich durch transnationale Mobilität und Vernetzung die Deckungsgleichheit von Mensch, Kultur und Territorium auflöst. Ebenso vielfältig wie die Sichtweise der in Deutschland beheimateten Künstler auf ihr Land und ihre Kultur ist die Sichtweise der außerhalb Deutschlands lebenden Künstler auf die Bundesrepublik. Die Geschichte von Abgrenzung und Grenzen ist eine Geschichte der Absurditäten, die in der Ausstellung zu sehenden Werke zeugen davon. Corinna Mayer spielt mit den Klischees erotischer Anziehung und der Darstellung von Abhängigkeiten. Ein vermeintlich schwarzer Heeresführer wird in einer Stadt als Märtyrer verehrt, die sich später zur ersten nationalsozialistischen Stadt Deutschlands entwickelt. Shusuke Aos Skulptur präsentiert ein Kampfflugzeug, das die eigenen Piloten zum Absturz bringt. Der Jodlklub singt die deutsche Nationalhymne in ungeahnter Version. Sie entstammt einer anderen Nation, wurde mehrfach über Ländergrenzen hinaus gewandelt und für die jeweiligen Zwecke angepasst. Eine rigide Erziehung führt in Justine Ottos Installation anstatt zu Ordnung und Disziplin, zu Krieg und Chaos. Grenzen führen wie bei den Le Brothers oder Snežana Golubović zur Spaltung und Entfremdung von Familien und der eigenen Identität. Heimat ist kein feststehendes Element, sondern entwickelt sich über den Ort, an dem gelebt wird. Begriffe wie „Wald", die Anke Land mit Deutschland assoziiert, haben ebenso mit der Wortherkunft des Landes der Künstlerin selbst zu tun. Wald kann wiederum auch als Sinnbild für ein System verstanden werden, das uns alle verbindet wie bei Bea Emsbach und Sandra Mann. Den Kosmos zu entdecken, gelingt Gabriel Schäfer auf dem eigenen Planeten. Effektivitätsfördernde Maßnahmen wie die Frankfurter Küche und Tom Kauths Maßhemden illustrieren Gegensätze. Michel Klöfkorns La Mannschaft zeigt, dass Sport verbindet und bei näherer Betrachtung ist die Deutsche Nationalmannschaft gar nicht so deutsch wie erwartet. Ichiro Irie widmet sich dem ursprünglich deutschen Kegelsport, der in Übersee ungeahnte Popularität gewinnt, während er in der Heimat als Nischenbeschäftigung sein Dasein fristet. Den Kunstschaffenden oder Seismographen unserer Gesellschaft zeigen auf ihre vielschichtige Art Missstände auf oder vermitteln wie fließend Grenzen sind.