Politische Ideengeschichte Band II
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Noch vor Kant entwickelte der Baltenbaron Johann Heinrich Lilienfeld 1767 einen allgemeinen Friedensplan im Vorgriff auf Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“, den er in einer Veröffentlichung „Neue Staatsgebäude“ nannte. Diese Überlegungen enthielten Möglichkeiten des Eingreifens bei Auseinandersetzungen innerhalb von oder zwischen Staaten wie die Verwarnung durch andere Staaten, oder den Boykott und schließlich auch militärisches Eingreifen einer Truppe aus Kontingenten der Mitgliedsstaaten eines „Völkerbundes“. Nachdem die aufklärerische Katharina die Große 1795 gestorben war, durfte unter ihrem Nachfolger, Zar Paul I., Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ nicht im Baltikum erscheinen. Die Universität Königsberg hatte zu der Zeit wohl um die 300 Studenten. Blühende Universitäten verzeichneten an den vier Fakultäten zwischen 500 und 800 Studenten, von deren Hörergeld die Professoren dann leben konnten. 1760 hatte die Universität Kiel ihre tiefste Dekadenzphase, als nur 100 Studenten vorhanden waren und die Professoren sich mit ihren Gärten, aber nicht mit Forschung und Lehre beschäftigten. Diesen Zustand in Kiel beendete Katharina die Große als Verweserin Gottorfs, indem sie zur Reorganisation, nicht nur der Universität, unter Christian Kai Lorenz Hirschfeld, der eine Theorie der Gartenkunst entwickelte, ein Komitee einrichtete, das den Mißständen abhalf. In Deutschland wirkte Kant über Fichte, Schelling und Hegel zwischen 1781, dem Erscheinungsjahr der „Kritik der reinen Vernunft“, und dem Todesjahr Arthur Schopenhauers 1860. Kant hatte Anschluß an die Philosophie David Humes und John Lockes gefunden, setzte aber den freien Willen als unab-hängig von allem Materiellen und aller Erfahrung als Idee seiner Philosophie voraus.