Ermöglichungsverhältnisse
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Mit der Ingangsetzung der »Aktion Reinhardt« im Frühjahr 1942 wurden im besetzten polnischen Gebiet des sogenannten Generalgouvernements zahlreiche Polizei-, SS- und Sondereinheiten für die Durchführung des Völkermords an den Jüdinnen und Juden eingesetzt. Große Bekanntheit haben die Verbrechen des Reserve- Polizeibataillons 101 erlangt. Doch die Sondereinheit des »I. Gendarmerie-Bataillons (mot.)« ist bislang kaum in den Blick genommen worden, obwohl ihre Verbrechen vergleichbare Dimensionen erreichten. Die Studie befasst sich mit der Aufarbeitung der Taten, der Einsatzräume und -strukturen sowie des Personals des Gendarmerie-Bataillons. Zudem untersucht sie erstmals detailliert die Polizeisparte der Gendarmerie und verknüpft dies mit der Untersuchung des Institutionengeflechts im Generalgouvernement. Der Autor beschäftigt sich grundlegend mit der Frage, unter welchen Voraussetzungen die konkreten Polizisten über mehrere Jahre hinweg an Massenmorden mitwirken konnten. Mit einem neuen intermediären Ansatz vermittelt er zwischen struktur-, personen- und situationenbezogenen Erklärungsansätzen für Tathandeln, die in der »NS-Täterforschung« bislang vornehmlich dichotomisch gegeneinandergestellt wurden. Die Analyse der Kooperation und Vernetzung bietet einen neuen Einblick in die Verfolgungs- und Mordprozesse, Handlungsräume und die Aushandlung von Taten durch die Personen vor Ort sowie seltene Einblicke in die innerinstitutionellen Strukturen und Handlungsabläufe einer NS-Sondereinheit. Dafür wertet die Studie organisationale Quellen und personenbezogene Dokumente aus zahlreichen Archiven aus, insbesondere die Gattung der Einsatzbefehle und -berichte, die in der Untersuchung von Tathandeln meist übersehen werden. Grundlegend ist dabei ein umfangreicher Aktenbestand aus einem jahrzehntelangen Ermittlungsverfahren gegen die ehemaligen Angehörigen des Bataillons, wodurch eine multiperspektivische Analyse verschiedener Quellenformen auf breiter Grundlage ermöglicht wird.