Vorläufer-B-Akute Lymphoblastische Leukämie mit Eosinophilie:
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Seit der ersten Beschreibung einer Akuten Lymphoblastischen Leukämie mit Eosinophilie (ALL/Eo) im Jahr 1973 sind bis heute eine Vielzahl von Fallberichten erschienen, die ein schlechteres Outcome dieser Patienten suggerieren. Die Häufigkeit der ALL/Eo ist bisher nicht bekannt. Ziel der Untersuchung war zum einen eine systematische Literaturanalyse und zum anderen die Analyse aller Patienten mit ALL/Eo der populationsbasierten prospektiven ALL-BFM 2000-Studie, um die Häufigkeit, die Charakteristika des Krankheitsbildes sowie die prognostische Bedeutung der ALL/Eo zu beschreiben. Die seit 1973 veröffentlichten Fälle wurden über eine pubmed-Suche zusammengetragen und ausgewertet. Die relative Zahl der Eosinophilen wurde aus den Studienakten aller 3700 verfügbaren Kinder mit Vorläufer-B-ALL der ALL-BFM 2000-Studie extrahiert und daraus die absolute Zahl berechnet. Eine Eosinophilie wurde als Eosinophile absolut >1500/µl und relativ >5% definiert. Die Häufigkeit der ALL/Eo in einer populationsbasierten Studie wurde ermittelt und die ALL/Eo charakterisiert. Korrelationen zu bekannten Risikofaktoren und Überlebensanalysen wurden mit SAS 9.4 durchgeführt. In der Literaturanalyse fanden sich 80 Patienten mit einer ALL, die in Kombination mit einer Eosinophilie auftrat. Von diesen waren 25 Kinder, die eine Vorläufer-B-ALL mit mindestens mäßiger Eosinophilie aufwiesen. Jungen waren mit 68% häufiger betroffen als Mädchen, das mittlere Alter betrug 10 Jahre. Die Zahl der Leukozyten lag im Mittel bei 49.581/µl (7.870-133.850/µl). Die Eosinophilenzahl zeigte einen Mittelwert von absolut 34.711/µl (3.490-95.034/µl) und relativ 63% (27-96%). Von den 21 Kindern mit Angaben zum Outcome hatten zum jeweiligen Berichtszeitpunkt 4 Kinder (19%) ein Rezidiv/einen Progress erlitten und 7 Kinder (33%) waren verstorben. Die Häufigkeit der ALL/Eo in der ALL-BFM 2000-Studie lag bei 0,4% (n=16/3700). 69% waren Jungen, das mittlere Alter betrug 9 Jahre. Die Zahl der Leukozyten lag mit dem Mittelwert bei 39.132/µl (5.940-173.000/µl). Die Eosinophilenzahl zeigte einen Mittelwert von absolut 23.959/µl (1.559-147.915/µl) und relativ 43% (9-85,5%). Es lag eine signifikante Korrelation zum Therapieansprechen im submikroskopischen Bereich (Risiko-MRD: 2 ≥10-3) als bekanntem stratifizierungsrelevantem Risikofaktor vor. Eine nicht signifikante Korrelation zeigte sich zum Prednison-Poor-Response, weshalb die Patienten insgesamt signifikant häufiger in der Hochrisikogruppe behandelt wurden und somit eine intensivere Therapie und signifikant häufiger eine Blutstammzelltransplantation in erster Remission erhielten. Außerdem zeigte sich eine signifikante Korrelation zu weniger TEL/AML-Fusionen als positivem Prädiktor. Das ereignisfreie Überleben und Überleben der Patienten mit ALL/Eo betrug 75±11% und 88±8% verglichen zu 83±1% und 92±0% von Patienten mit ALL ohne Eosinophilie (p=0,48 und 0,2). Eine mindestens mäßige Eosinophilie tritt mit 0,4% bei der Vorläuer-B-ALL selten auf. Sie ist mit einem höheren Alter und weiteren stratifizierungsrelevanten Risikofaktoren assoziiert, so dass Kinder mit ALL/Eo häufiger in der Hochrisiko-Gruppe behandelt werden und eine allogene Blutstammzelltransplantation in erster Remission erhalten. Es konnte gezeigt werden, dass unter heutiger risikoadaptierter Therapie der ALL die Eosinophilie keinen unabhängigen Risikofaktor darstellt.