Die Silbe im bilingualen Schriftspracherwerb
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Die Mehrsprachigkeit stellt heutzutage keinen Ausnahmefall mehr dar. Regionale und überregionale Reisen, Leben in Grenzgebieten, Arbeit im Ausland, Austauschprogramme an den Schulen und Universitäten – die gesamte globale Mobilität führt zu Sprachkontakten verschiedener Art, die das Alltagsleben vieler Menschen prägen und eine neue multilinguale Gesellschaft formen. Angesichts des hohen Stellenwerts, welchen Schreibkompetenzen in der heutigen privaten und beruflichen Welt genießen, stellt der Schriftspracherwerb im bilingualen Kontext ein sehr aktuelles und sozialrelevantes Thema dar. Die Silbe als eine der Schreibregularitäten im Deutschen ist dabei von zentraler Relevanz. Zur Silbe gibt es bisher nur wenige vergleichende Studien. Noch weniger erforscht ist der bilinguale Schriftspracherwerb unter der Perspektive der prosodischen Struktur. Dieses Buch zielt auf zentrale Teilgebiete der allgemeinen und einzelsprachlichen Linguistik ab und bearbeitet aktuelle Fragestellungen in Bereichen des Schriftspracherwerbs und der Silbenphonologie. Es diskutiert neue Ansätze in der Graphematik und Phonologie und treibt die Theorieentwicklung mittels kontrastiven Vergleichs der Silbenstrukturen im Deutschen und Polnischen voran. Anhand einer quantitativ-qualitativen Studie wird erörtert, wie sich die prosodischen Unterschiede zwischen den Sprachen auf die Rechtschreibleistung der Kinder in einem koordinierten Lehrgang auswirken. Es zeigt sich dabei, dass die im bilingualen Schriftspracherwerb entwickelte Rechtschreibkompetenz im silbischen Bereich durch eine dem monolingualen Schriftspracherwerb ähnliche qualitative Ausprägung und durch die Seltenheit der Interferenzfehler gekennzeichnet ist. Das macht deutlich, dass der bilinguale Schriftspracherwerb weder die Kinder kognitiv überfordert noch dem Erwerb des deutschen Schriftsystems schadet. Demzufolge können etwaige Bedenken gegenüber den koordinierten Lehrgängen aus dem Weg geräumt werden.