Deutsche Gelehrten-Reisen nach England 1660 - 1714
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Die Peregrinatio Academica, die grenzüberschreitende, oft langjährige Studienreise, war bereits im Mittelalter fester Bestandteil des akademischen Lebens. Nach den klassischen Reisezielen Frankreich und Italien trat spätestens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts England, das als «terra incognita» lange Zeit am Rande der Europakarte gelegen hatte, in das Blickfeld deutscher Scholaren. Die Gründung der Naturforschergesellschaft Royal Society of London for Improving Natural Knowledge (1660/62) machte das Land zum Zentrum einer neuen utilitaristischen, auf Experiment und Beobachtung beruhenden Wissenschaft, die im Deutschen Reich nur zögernd angenommen wurde; neben den Buch- und Handschriftensammlungen der Universitäten Oxford und Cambridge waren es nun vor allem die Laboratorien und Naturaliensammlungen der englischen Metropole, die den ausländischen Besucher anzogen. Die vorliegende Arbeit untersucht anhand von etwa zweihundert Gelehrten-Biographien die Herkunft und das Bildungsinteresse deutscher England-Fahrer und versucht, das Programm eines Studienaufenthaltes in London, Oxford und Cambridge zu rekonstruieren. So wird deutlich, daß bereits vor dem 18. Jahrhundert, dem Höhepunkt der deutschen Englandverehrung, intensive wissenschaftliche und persönliche Kontakte zwischen den Gelehrtengemeinden beider Länder bestanden.