Journalismus als soziales System
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Im Sommer 1987, als ich über das Tennisturnier in Wimbledon berichtete, konnte ich beobachten, wie eng moderner Journalismus und höfische Gesell schaft miteinander verbunden sind. Der Reporter einer Boulevardzeitung packte neben mir seine journalistischen Instrumente aus: Fernglas, Funktele phon (damals eine Rarität), Bleistift und Block. Sein Blick richtete sich nur auf die königliche Loge am Centre Court, von wo Prinzessin Diana ein Spiel verfolgte. Der Journalist recherchierte Erstaunliches: Von den Lippen las er ab, worüber der Adel tuschelte - der Reporter räumte ein, dies sei eine unsichere Methode der Informationsbeschaffung. Er meldete weiter, daß die Prinzessin sich am Knie kratzte und - schon kurzatmiger - wie sie errötete. Nach diesem tiefen Einblick in die Beziehung von Journalismus und Gesellschaft habe ich später versucht, dem Thema einige andere Aspekte abzugewinnen. Dieses Unterfangen mündet nunmehr in einer ausführlichen Beschreibung von Journalismus als Sozialsystem der modernen Gesellschaft. Ich habe den Platz am Redaktionsschreibtisch verlassen und von einer Be obachterposition im akademischen Milieu eine Sicht auf den Journalismus entwickelt. Ein anregendes Umfeld für eine Studie zur Geschichte, Ausdiffe renzierung und Verselbständigung von Journalismus bietet das Institut für Journalistik der Universität Dortmund, an dem der Anspruch der Integration von journalistischer Theorie und Praxis nicht Theorie, sondern Praxis ist. Die Kolleginnen und Kollegen dort sorgen wie die Studentinnen und Studenten für ein angenehmes Klima. Dafür danke ich ihnen.