Ursprung und System
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Angesichts des neu erwachten Interesses an der Philosophie des Neukantianismus gewinnt die von Julius Ebbinghaus bereits im Jahre 1956 erhobene Forderung nach einer Bilanz des theoretischen Gehalts des Neukantianismus eine neue Aktualität. Diese Forderung nimmt Jürgen Stolzenberg auf und sucht sie mit Bezug auf die Probleme der Begründung systematischer Philosophie im Werk Hermann Cohens und Paul Natorps, den Begründern der sog. Marburger Schule des Neukantianismus, einzulösen. Anhand von Texten aus dem Nachlaß von Paul Natorp, die im Jahre 1986 erstmals von Helmut Holzhey veröffentlicht und kommentiert worden sind, rollt er die von Cohen und Natorp unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführte Debatte um Probleme der Grundlegung der Philosophie noch einmal auf und sucht auf der Grundlage einer minutiösen Argumentationsanalyse zu einer Entscheidung zu kommen, zu der die Kontrahenten von sich aus nicht finden konnten. Anhand weiterer, zum Teil unveröffentlichter Vorlesungsmanuskripte aus dem Nachlaß von Paul Natorp verfolgt die Arbeit sodann Natorps weiteren Weg zur Ausarbeitung eines Systems der Philosophie. Paul Natorp hat seine letzten Vorlesungen in Marburg in Anwesenheit des jungen Martin Heidegger vorgetragen. Heideggers eigene, erst in den letzten Jahren veröffentlichte, frühe Vorlesungen zeigen die Bedeutung Paul Natorps für die Ausbildung von Heideggers philosophischer Position. Sie lassen deutlich werden, daß die Ursprünge von Heideggers Philosophieren weit tiefer in die Tradition der klassischen Theorien der Subjektivität hinabreichen, als Heideggers »Sein und Zeit« es erkennen läßt.