Geistliche Prosa im Kloster Tegernsee
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Im Zentrum der Arbeit, methodisch der Überlieferungsgeschichte spätmittelalterlicher Texte verbunden, steht ein Katalog der deutschsprachigen Bibliothek des Klosters Tegernsee im 15. Jahrhundert. Ausgehend von der These 'Konversenbibliothek' zeichnet sie die Entwicklung des Konverseninstitutes nach und weist Leser unter den Konversen nach. Auch die bibliothekstechnische Einbindung deutschsprachiger Bücher wird auf ihre Aussagekraft hinsichtlich ihres Publikums befragt. Die Chronologie der in Tegernsee entstandenen Handschriften zeigt, daß es zwei Rezeptionsschwerpunkte gab. Die Identifizierung Bernhards von Waging als „Tegernseer Anonymus“ erlaubt es, sein theologisches Interesse als Motor der Rezeption deutschsprachiger Mystik zu erweisen, die Identifizierung der Besitzerinnen seiner Übersetzung der Hohelied-Predigten bindet diese Texte in eine konkrete Benutzungssituation ein. Nach der Relevanz der aus der zweiten Rezeptionsphase überlieferten Handschriften und Inkunabeln für die Laien des Klosters fragt eine Einzelanalyse der Gattungen. Im Vergleich mit der erstmals unter Einschluß der Inkunabeln rekonstruierten Bibliothek des Augustinerstifts Rebdorf zeigt sich, daß die Vorstellung dessen, was für Laien geeignete Texte seien, doch erheblich differieren konnte; dadurch eröffnet die Arbeit einen differenzierteren Blick auf das Phänomen 'Laienbibliothek', mithin auch auf die Gebrauchssituation deutschsprachiger Literatur im 15. Jahrhundert.