Familienwirtschaft und Klassenbildung
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Die komparatistisch angelegte Untersuchung setzt bei einem scheinbaren Paradoxon an: der Gleichzeitigkeit von fundamentalen Unterschieden und frappierenden Ähnlichkeiten bei Landarbeitergewerkschaften. Vor dem ersten Weltkrieg breitete sich im nördlichen Italien ein ländlicher Sozialismus aus, während die Sozialdemokratie in Pommern vollständig scheiterte. Nach 1918 jedoch setzten sich in beiden Regionen konservative Gruppierungen durch. Dies geschah im Anschluß an und als Reaktion auf massive soziale Proteste. Dabei kam es in beiden Gebieten durchaus zu einer vergleichbaren positiven Integration großer Teile der Landarbeiterschaft und zu einem Zusammenbruch der Gewerkschaftsbewegung. Kölling bezieht die „Innenperspektive“, die Sicht der Landarbeiter und ihre Erfahrungen vor Ort, in seine Studie ein und zeigt, daß es den Gewerkschaften in Wirklichkeit weder in der Lomellina noch in Pommern gelang, das traditionelle Sozialmilieu aufzubrechen. Die Besonderheiten der ländlichen Familienwirtschaften führten zu strukturellen Problemen, die sich nicht mit den Bedingungen einer stabilen Interessenvertretung vertrugen.