Durch Verwundung heilen
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Die Medizin wurde erst zur Wissenschaft, als sie sich darauf konzentrierte, Krankheitsanzeichen als Folgen von Ursachen zu verstehen. Dieses kausale Krankheitsverständnis hat ungeheure medizinische Erfolge gebracht. Krankheitsorientiert behandelt die Medizin hocheffizient die Abweichung, das Abnorme, und verliert dabei das Humane, die Beziehung zwischen dem Versehrten und dem Heilenden aus dem Blick. Jeder geheilte Patient kann von der durchschlagenden Wirksamkeit der Medizin berichten, ebenso wie von bedrückenden, entwürdigenden Erfahrungen, die er gemacht hat. Sie rühren nicht aus der Überlastung oder einem Fehlverhalten des medizinischen Personals, sie sind einerkrankheitsorientierten Medizin inhärent. Eine gesundheitsorientierte Medizin wird auf das überaus fruchtbare Erklären von Kausalitäten nicht verzichten, sie wird sich über das Verständnis der Krankheit hinaus aber weiteren Dimensionen zuwenden: dem gesamten Menschen und dem Heilungsgeschehen selbst. Diese Dimensionen vermitteln sich durch Zeichen und Symbole. Sie zu verstehen, ihnen zu antworten und so die heilende Beziehung zu entwickeln, ist Aufgabe und Chance gesundheitsorientierter Medizin. Eckhard Frick zeigt, ausgehend vom Symbolverständnis C. G. Jungs, wie in der heilenden Beziehung zwischen Arzt und Patient die Symbolik erfasst und erspürt werden kann. Er macht deutlich, wie die Wirksamkeit der heilenden Berufe durch die Wunden ihrer eigenen Profession behindert wird und inwieweit die zerstörerischen Aspekte des eigenen Handelns verdrängt werden. Was die alten mediterranen Kulturen bereits wussten und in ihren Mythen weitergegeben haben, beschreibt Frick als Aufgabe für die moderne Medizin: Es ist eine therapeutische Beziehung herzustellen, in der sich Gebrochenheit und Ganzheit, Polarität und Vollständigkeit aufheben im Heilungsarchetyp.