Ungarische Erwachsenenbildung im Prozeß gesellschaftlicher Transformation
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Das Buch versteht sich als Beitrag zur Vergleichenden Bildungsforschung und liefert dem interessierten Leser - im Sinne einer Survey-Studie - eine umfassende Darstellung der Geschichte, Organisationsformen und Inhalte ungarischer Erwachsenenbildung. Der historische Abriß beginnt mit der Entstehung einer Educatio Nationalis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und endet mit der Rekonstruktion erwachsenenpädagogisch relevanter Entscheidungsprozesse während der jüngsten gesamtgesellschaftlichen Transformation. Der spezifisch ungarische Weg in die Demokratie - Gulaschkommunismus, latenter Pluralismus, Verhandlungsrevolution - und die in diesem Zusammenhang spezifische Entwicklung des ungarischen Erwachsenenbildungssystems machen den Hauptteil der Untersuchung aus. Dabei wird in einer analytischen Trennung die organisationsstrukturelle und die funktionale bzw. bildungstheoretische Dimension der Thematik herausgearbeitet. Hier hat sich im Ergebnis für die ungarische Andragogik eine weitgehende Theorie- und Konzeptlosigkeit gezeigt, welche ihre Ursache u. a. in dem Fehlen nationaler Vorbilder und der Dominanz eines empirisch-induktiven Paradigmas in der Erziehungswissenschaft insgesamt hat. Die dezidierte Praxisorientierung hat zudem den Schluß nahegelegt, daß sich die ungarische Erwachsenenbildung in der Hauptsache als Qualifikationslieferant versteht und den politischen, sozialisatorischen und kulturellen Bildungsauftrag überwiegend ausblendet. Ein solcher Bildungsauftrag ist jedoch für eine demokratische (Erwachsenen-) Bildungskonzeption konstitutiv. Insofern wird in der Arbeit die These vertreten, daß sich die Erwachsenenbildung Ungarns noch in der Phase demokratischer Systemkomplementierung befindet, d. h. sie muß nach der Fokussierung auf die berufliche Weiterbildung und marktwirtschaftliche Verwertbarkeit von Bildungsprozessen in eine reflexive und pluralistische Orientierung überleiten, will man sich mittel- bis langfiistig nicht in die Gefahr begeben, den sozialistischen Positivismus durch eine sozialtechnologisch-normative Ordnung zu ersetzen. Die Analyse wird schließlich ergänzt durch die chronologische Darstellung der wichtigsten systemstrukturellen Entwicklungen. Die hierbei aufgezeigte Perspektive läßt sich unter der Forderung nach einer Erwachsenenbildung zusammenfassen, die sich - einschließlich ihrer politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Absicherung - als vierte Säule des Bildungswesens präsentiert.
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Ungarische Erwachsenenbildung im Prozeß gesellschaftlicher Transformation, Ronny Fischer
- Language
- Released
- 1999
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- Title
- Ungarische Erwachsenenbildung im Prozeß gesellschaftlicher Transformation
- Language
- German
- Authors
- Ronny Fischer
- Publisher
- Köster
- Released
- 1999
- ISBN10
- 3895743364
- ISBN13
- 9783895743368
- Series
- Wissenschaftliche Schriftenreihe Pädagogik
- Category
- Pedagogy
- Description
- Das Buch versteht sich als Beitrag zur Vergleichenden Bildungsforschung und liefert dem interessierten Leser - im Sinne einer Survey-Studie - eine umfassende Darstellung der Geschichte, Organisationsformen und Inhalte ungarischer Erwachsenenbildung. Der historische Abriß beginnt mit der Entstehung einer Educatio Nationalis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und endet mit der Rekonstruktion erwachsenenpädagogisch relevanter Entscheidungsprozesse während der jüngsten gesamtgesellschaftlichen Transformation. Der spezifisch ungarische Weg in die Demokratie - Gulaschkommunismus, latenter Pluralismus, Verhandlungsrevolution - und die in diesem Zusammenhang spezifische Entwicklung des ungarischen Erwachsenenbildungssystems machen den Hauptteil der Untersuchung aus. Dabei wird in einer analytischen Trennung die organisationsstrukturelle und die funktionale bzw. bildungstheoretische Dimension der Thematik herausgearbeitet. Hier hat sich im Ergebnis für die ungarische Andragogik eine weitgehende Theorie- und Konzeptlosigkeit gezeigt, welche ihre Ursache u. a. in dem Fehlen nationaler Vorbilder und der Dominanz eines empirisch-induktiven Paradigmas in der Erziehungswissenschaft insgesamt hat. Die dezidierte Praxisorientierung hat zudem den Schluß nahegelegt, daß sich die ungarische Erwachsenenbildung in der Hauptsache als Qualifikationslieferant versteht und den politischen, sozialisatorischen und kulturellen Bildungsauftrag überwiegend ausblendet. Ein solcher Bildungsauftrag ist jedoch für eine demokratische (Erwachsenen-) Bildungskonzeption konstitutiv. Insofern wird in der Arbeit die These vertreten, daß sich die Erwachsenenbildung Ungarns noch in der Phase demokratischer Systemkomplementierung befindet, d. h. sie muß nach der Fokussierung auf die berufliche Weiterbildung und marktwirtschaftliche Verwertbarkeit von Bildungsprozessen in eine reflexive und pluralistische Orientierung überleiten, will man sich mittel- bis langfiistig nicht in die Gefahr begeben, den sozialistischen Positivismus durch eine sozialtechnologisch-normative Ordnung zu ersetzen. Die Analyse wird schließlich ergänzt durch die chronologische Darstellung der wichtigsten systemstrukturellen Entwicklungen. Die hierbei aufgezeigte Perspektive läßt sich unter der Forderung nach einer Erwachsenenbildung zusammenfassen, die sich - einschließlich ihrer politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Absicherung - als vierte Säule des Bildungswesens präsentiert.