Theodor Fontane: vor den Romanen
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Fontanes Kriegsbücher sind in letzter Zeit zum Gegenstand erhöhter Aufmerksamkeit geworden. Seine Selbstaussage, er sei »erst bei dem 70er Kriegsbuch und dann bei dem Schreiben [seines] ersten Romans ein Schriftsteller geworden [...], d. h. ein Mann, der sein Metier als eine Kunst betreibt«, ist aber trotz Ansätzen in der neuesten Forschung kaum ernsthaft untersucht worden. Seine »Trilogie« der deutschen Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71 läßt bei Fontane die Tendenz erkennen, den Kern der Geschichtsschreibung in der Interpretation zu sehen. Es gilt also festzustellen, auf welche Weise der Kriegshistoriker seine Geschichte konstituiert und inwiefern das Material (»die Wirklichkeit«) entsprechend den Erfordernissen der narrativen Kunst gestaltet wird. Osbornes Analysen unterscheiden sich grundsätzlich von früheren Darstellungen, die sich vornehmlich für Fontanes ideologische Position und für die faktischen Inhalte seiner Kriegsbücher interessierten. In einiger Nähe zu neueren Theorien der Historiographie untersucht er als Literaturwissenschaftler die schriftstellerische Organisation des Stoffes, die sinngebende Formung des historischen Materials, sozusagen die Fiktionalisierung des Faktischen. In Fontanes autobiographischen »Wanderbüchern« zeigt er parallel dazu die zunehmend selbstbewußte Reflexion Fontanes auf sein schriftstellerisches Verfahren; die Schriften zur Kunst geben etwa zeitgleich den poetologischen Kommentar.