"... da nehm' ich meine Rollschuh' und fahr' hin ..." - Mädchen als Expertinnen ihrer sozialräumlichen Lebenswelt
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Diese sich in der feministischen Forschung verortende Studie widerlegt gängige Annahmen der raumbezogenen Kindheitsforschung sowie der Sozialisations- und Mädchenforschung über die vorgeblich reduzierte Raumaneignung und das innenraumbezogene räumliche Verhalten von Mädchen. Aufgezeigt wird, dass Mädchen soziale Kontrollen und die Abschiebung in den privaten Nahraum keineswegs akzeptieren. Vielmehr entwickeln sie gegen die ihnen auferlegten Beschränkungen kollektive Raumaneignungsstrategien und Praktiken der Unterwanderung und Geheimhaltung, die einer Guerilla-Taktik ähneln. Diese eher subtilen Strategien und sozialräumlichen Kompetenzen werden auch von feministischer Forschung noch wenig wahrgenommen. Der methodische Zugang über Gruppengespräche ermöglicht der Autorin, die vielfältigen Formen des Wissens der Mädchen sichtbar zu machen. Mädchen werden zu Expertinnen ihrer sozialräumlichen Lebenswelt. Über ihre Selbstthematisierung konnte zutage treten, dass sie über eine eigene informelle Öffentlichkeit verfügen, zu der Erwachsene keinen direkten Zugang haben. In der von ihnen konstituierten informellen Mädchenöffentlichkeit werden Auseinandersetzungen mit Gewalt, Kontrolle, Normübertretungen und wechselseitiger Unterstützung sowie Abgrenzung möglich. Von Benachteiligung betroffene oder bedrohte Mädchen - Hauptschülerinnen, Förderschülerinnen, Migrantinnen - entwickeln im städtischen öffentlichen Freiraum ein besonderes sozialräumliches Handlungspotenzial, über das sie ihr Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein herstellen.