Die einfühlsame Hälfte
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Die moderne Gesellschaft basiert auf dem Postulat der Gleichheit. Allen muss der Zugang zur Bildung, zur Erwerbsarbeit und zur Politik offen stehen - auch den Frauen. Den Umbruch zur Moderne im 19. Jahrhundert markiert aber zugleich die Propagierung der Verschiedenheit der Frau zum Mann. Ehe und Familie wurden in Ratgebern und Mütterzeitschriften zum intimen und konfliktfreien Bereich des Privaten. Ihre Gestaltung als harmonischer Ort wurde ausschließlich den Frauen zugewiesen. Auch weite Teile der ersten Frauenbewegung definierten Weiblichkeit als Mütterlichkeit und Hingabe. Seit den 1860er Jahren wiesen deren Texte eine auffällige Akzentverschiebung aus. Nicht „Frauenrechtelei“ sei das Ziel, sondern die Durchsetzung eines „weiblichen Kulturanteils“. Auf Grund der „mütterlichen Art“ der Frau wurden eigene Aufgaben- und Erwerbsbereiche des weiblichen Geschlechts gefordert. Die Bereitschaft zu Konflikt und Konkurrenz, zentrale Voraussetzungen moderner Inklusion, waren in diesen Frauenbildern nicht vorgesehen. Der Aufbruch in die moderne Gesellschaft war auf Seiten der Frauen massiv von moralischen Normen der Konfliktvermeidung und des Ausgleichs begleitet - der Mann wurde in diese Anforderungen nicht einbezogen.