Zur Dynamik von Ehescheidungen

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Im vorliegenden Buch wird die Scheidungsdynamik in Deutschland umfassend analysiert, beginnend mit der Theorie und den Methoden bis hin zu empirischen Fragestellungen. Der Anstieg der Scheidungsziffern wird sowohl in Bezug auf aggregierte als auch individuelle Scheidungsrisiken im Verlauf der Ehe betrachtet. Verschiedene Erklärungsansätze für den ehedauerabhängigen, sichelförmigen Risikoverlauf werden diskutiert. Die Autorin untersucht zwei Mechanismen, die zur Dynamik des Scheidungsrisikos beitragen: (i) die intergenerationale Transmission des Scheidungsrisikos von Eltern auf Kinder, was einen Schneeballeffekt erzeugt, und (ii) die zunehmende Verbreitung vorehelicher Lebensgemeinschaften, die zunächst das Scheidungsrisiko zu erhöhen scheint. Anhand von etwa 6000 retrospektiv erhobenen Biographien nicht-lediger Befragter des „Deutschen Familiensurveys“ wird gezeigt, dass die intergenerationale Transmission des Scheidungsrisikos tatsächlich für die Dynamik von Ehescheidungen verantwortlich ist, während die steigende Kohabitationsrate keinen signifikanten Einfluss hat. Henriette Engelhardt argumentiert, dass der scheidungsfördernde Transmissionseffekt in seiner Dynamik vermutlich abnehmen wird und der de facto scheidungssenkende Kohabitationseffekt nicht in der Lage ist, den langfristigen Anstieg der Scheidungsraten zu bremsen.