Ausbildungsabbruch
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Das duale Ausbildungssystem ist eine der Grundsäulen der beruflichen Bildung in Deutschland, in dem jährlich rund ein Drittel der Schulabgänger eine berufliche Qualifizierung aufnimmt. Doch nicht alle, die anfangen, gelangen (ohne Umwege) ans Ziel. Ein Teil der Auszubildenden besteht die Abschlussprüfungen nicht beim ersten Versuch, einigen davon gelingt dies trotz mehrfacher Versuche nicht. Für einen weit größeren Teil der Jugendlichen, die nicht oder zumindest nicht auf Anhieb am Ziel ankommen, sind die Stolpersteine nicht die Abschlussprüfungen, sondern zahlreiche kleinere und größere Hindernisse, die weder für die Auszubildenden noch für Ausbilder oder Außenstehende ohne Weiteres zu erkennen sind. Während diese Hindernisse für einige Jugendliche die endgültige Abwendung von der beruflichen Ausbildung bedeuten, umgehen andere diese oder räumen sie aus dem Weg, indem sie sich einen anderen Weg der beruflichen Bildung, sei dies in Form eines Betriebswechsels, eines Ausbildungsberufswechsels oder sei es in Form eines Studiums oder eines allgemein bildenden Schulabschlusses suchen und gelangen allen Kritikern zum Trotz doch ans Ziel. Ein Ziel, das wohlgemerkt aus Sicht der Auszubildenden nicht immer mit dem Ziel übereinstimmt, das Ausbilder, Eltern, aber auch Bildungspolitiker und Wissenschaftler als Idealform der Ausbildung deklariert haben, und dessen Abweichung von der wie auch immer zu definierenden Norm längst keine gesellschaftliche Stigmatisierung mehr bedeutet. Um wie viele Jugendliche es sich bei diesen ,, Abbrechem„ handelt, ob es sich bei ,, Abbrechern“ ausschließlich um Jugendliche handelt, vor allem aber, warum diese Abbrüche zustande kommen, wer wie damit umgeht und wie sie sich vermeiden lassen, davon soll hier die Rede sein. Es wird gezeigt, dass „vorzeitige Ausbildungsvertragslösungen“ - so der Fachjargon - keineswegs eine Randerscheinung des dualen Ausbildungssystems sind, die sich mit Hilfe von ständig neuen statistischen Verfahren, Schuldzuweisungen über eine angeblich immer dümmer werdende Jugend und einigen wenigen Maßnahmen und Projekten beheben lassen. Vielmehr wird sich zeigen, dass es sich um eine in manchen Ausbildungen notwendige Schutzmaßnahme handelt, mit der Auszubildende bzw. Ausbilder ein für sie nicht anders lösbaren Konflikt austragen, in dem sie alle Konsequenzen ziehen und den Ausbildungsvertrag lösen.