Dem Volk zur Schau
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Nirgendwo sonst auf der Welt haben sich so viele Prunkschlitten erhalten wie im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Der Katalog stellt die einzigartige Sammlung vor, die jetzt auf Dauer im Residenzschloß Urach, südlich von Stuttgart ausgestellt ist. Eskortiert von Fackelträgern und Paukern, fuhr der Herzog von Württemberg des nachts mit Dutzenden seiner Prunkschlitten durch die Stadt. Das Volk bestaunte diese spektakulären Umzüge, mit denen er seine herausragende Stellung in der Sozialhierarchie zur Schau stellte. Wilde Tiere und Fabelwesen, Bären und Löwen, Kentauren und Meerweibchen zogen den Herzog über den Schnee, oder er saß auf Wagengespannen, die antike Gottheiten wie Diana und Neptun für ihn steuerten. Die Schlittensammlung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart im Schloß Urach ist die größte Sammlung barocker Prunkschlitten weltweit. Sie umfaßt 25 Schlitten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Die Sammlung ist zum ersten Mal beinah in ihrer Gesamtheit zu sehen. Im Absolutismus sind Schlittenfahrten Teil jener aufwendigen Repräsentation, die der Herrscher betreiben mußte, um insbesondere dem Volk seine herausragende Stellung vor Augen zu führen. Schlittenfahrten wurden deshalb effektvoll wie Bühnenspektakel inszeniert. In der Ausstellung und dem begleitend erscheinenden Katalogbuch kann der Besucher viel über die Kulturgeschichte des Schlittens erfahren. Zugleich bekommt er einen Eindruck von der hohen Qualität der absolutistischen Hofkunst in Württemberg. Der von Fritz Fischer bearbeitete Band lässt in prächtiger Optik die Schlitten mit ihrer reichen Ornamentik, ihrem mythologischen, grotesken oder auch karnevalistischen Figurenwerken Revue passieren. In kundige Texten werden Geschichte und Gepflogenheiten der Schlittenfahrten dargestellt und die Fahrzeuge selbst kunstgeschichtlich erläutert. [Esslinger Zeitung]