Bildung als Kritik der Erinnerung
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Die Erinnerung an den Holocaust ist in den letzten Jahren zu einem umkämpften gesellschaftlichen Terrain geworden. Drei Generationen nach Auschwitz findet nicht nur eine Entfernung von dem geschichtlichen Ereignis statt. Zunehmend lässt sich auch eine Verstrickung in den Prozess der Herausbildung eines Holocaust-Gedächtnisses beobachten. Was verändert sich in Bildungstheorie und -praxis, wenn das Lernen aus der Geschichte sich erweitert zu Lernprozessen innerhalb der Geschichtlichkeit der Erinnerung? Ressourcen für eine kritische Reflexion von Erinnerung werden aus der Geschlechterforschung genommen. Entgegen der im deutschsprachigen Feminismus verbreiteten Tendenz, Frauen als Opfer des NS-Systems zu sehen, hat eine Auseinandersetzung mit den eigenen Gedächtnisstrategien eingesetzt. Denn den Platz der Opfer mit Frauen zu besetzen, hatte die Opfer der Vernichtungspolitik in der Erinnerung erneut vergessen. Solch ein bewusster Umgang mit erinnerter Geschichte bildet ein entscheidendes Motiv für eine Theorie und Konzeption von Bildungsprozessen in der dritten Generation nach dem Holocaust. Die Autorin überträgt den Umgang mit Geschichte auf die Geschichte rassistischer und kolonialistischer Ausbeutungs- und Vernichtungspolitiken. Das Aufbrechen einer eurozentrischen Perspektive im kulturellen Gedächtnis fordert pädagogische Erinnerungsarbeit auf neue Weise heraus.