Nachhaltigkeit und Betriebswirtschaftslehre
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Materieller Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Beobachtung sozialer und ökologischer Knappheiten als Folge der überwiegend praktizierten Formen des Wirtschaftens. Wirtschaften wird durch Institutionen und institutionelle Arrangements koordiniert, weshalb im Umkehrschluss nicht-nachhaltige Formen des Wirtschaftens unter anderem auf Institutionenversagen zurückgeführt werden können. Die Untersuchung nimmt daher und auf zweifachem Wege eine institutionelle Perspektive ein. Erstens ist die Institution, die hier untersucht wird, die Wissenschaft selbst. Dabei wird gezeigt, dass sowohl gestaltende als auch vermeintlich rein erklärende Lehre Einfluss auf die Praxis des Wirtschaftens nehmen. Zweitens wird Wissenschaft eingegrenzt auf Theorien, die Institutionen zu ihrem Objektbereich wählen und in der Betriebswirtschaftslehre bereits zur Anwendung kommen oder entsprechendes Potenzial aufweisen: - ökonomischer Institutionalismus; - institutionelle Mikro-/Organisationsökonomik; - organisationssoziologischer Neo-Institutionalismus - normative Institutionenökonomik (ökonomische Ethik) Institutionentheorien werden in betriebswirtschaftlichen Kontexten zwar bereits vielfach auf Nachhaltigkeitsthemen angewendet. Üblicherweise werden dabei aber deren Basisannahmen ungeprüft übernommen. Hier dagegen steht die Überprüfung der Basisannahmen selbst im Zentrum. In dieser wissenschaftstheoretischen Perspektive interessiert die Suche nach „blinden Flecken“ in der Konstruktion institutioneller Theorien in Bezug auf die Nachhaltigkeitsthematik. Solche blinden Flecken werden sowohl hinsichtlich der Erfahrungs- als auch Erkenntnisobjekte institutioneller Theorien erkennbar. Bezüglich der Erfahrungsobjekte werden daher drei Veränderungen vorgeschlagen: die Aufnahme von Natur als Institution, rekursive Modellierung von Unternehmen als institutionelle Anpasser und Institutionen ihrer Umwelt (Normierungskapazität), Modellierung des ganzen wirtschaftenden Menschen als moralisch ambivalentes Natur- und Kulturwesen. Schließlich wird „nachhaltiges Wirtschaften“ als Erkenntnisobjekt der Betriebswirtschaftslehre methodologisch konstituiert. Ausgehend von einer ausführlichen Würdigung und Neuinterpretation des Postulats der Werturteilsfreiheit wird dazu ein Schema entwickelt und expliziert, welches die Normativitätskritik an Betriebswirtschaftslehre und betrieblicher Nachhaltigkeit überwinden hilft. Abschließend werden Bausteine eines institutionentheoretischen Forschungs- und Lehrprogramms nachhaltigen Wirtschaftens vorgeschlagen.