Der heilige Josef
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Fast jeder erinnert in seiner Familie, unter Bekannten oder Prominenten – in verschiedensten Namensformen – einen Josef oder eine Josefine. Wie kommt es zu dieser Beliebtheit des heiligen Josef als Namenspatron? In den Berichten der Bibel bleibt er jedenfalls eher im Hintergrund. Nur in den Kindheitsgeschichten Jesu wird er als Mann Mariens und Beschützer der heiligen Familie erwähnt, zuletzt, als der zwölfjährige Jesus mit seinen Eltern zum Osterfest nach Jerusalem pilgert. Die Apokryphen haben das Leben dieses Josef freilich phantasie- und liebevoll bis zu seinem Tod hin ausgemalt. So konnte er zu einer zentralen und populären Gestalt religiösen Lebens werden: als Pflegevater Jesu, als Mann Mariens und als Handwerker. Er wurde zum Vorbild für Väter, zum Patron der Familien, der Zimmerer, der Schreiner und seit 1956 für die Arbeiter überhaupt. Dichter haben den heiligen Josef immer wieder beschrieben. Die bildenden Künstler stellten in bunter Vielfalt wichtige Ereignisse seines Lebens dar: den Verkündigungstraum, die Vermählung mit Maria, die Herbergssuche und Geburt Jesu in Bethlehem, die Darstellung im Tempel und die Flucht nach Ägypten. Ganz volksnah wird der sorgende Vater beim Kochen und Unterrichten gezeigt. Von vielsagender Symbolik ist der Josef, der hinter der Tür bleibt und von dort das Geschehen aufmerksam verfolgt. Das friedliche Idyll in Nazareth beflügelte die Phantasie ebenso wie die Sorge der Eltern um den zwölfjährigen Jesus im Tempel oder der Tod Josefs in Anwesenheit seines Sohnes. Der Sammelband spiegelt in knapp 40 Aufsätzen etwas von der Vielfalt möglicher Zugänge zu diesem volkstümlichen Heiligen: Theologie und Kunst deuten sein Leben in einer Weise, dass er zum Patron von Ordensgemeinschaften, von Kirchen, Kapellen, Krankenhäusern und neuerdings wieder Hospizen werden konnte. So bietet der vorliegende Band nicht nur dem theologisch, literatur- und kunstgeschichtlich Interessierten eine Fülle teilweise überraschender Einblicke, sondern wird zugleich eine Fundgrube innerhalb der Frömmigkeitsgeschichte und Volkskunde.