Berufliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft
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Deutschland ist eine Einwanderungsgesellschaft. Anno Domini 2009 kann dies – nach Jahrzehnten des Ignorierens von vielen Seiten – ohne größere politische Irritationen geschrieben werden. In der Berufsbildungsforschung ist dieser einfache Sachverhalt hingegen noch nicht angekommen. Während diese sich früh – etwa bei der Vorbereitung von Managern auf Auslandsaufenthalte – mit ethnischkultureller Diversität in anderen Ländern auseinandersetzte, hat sie die ethnisch-kulturelle Diversität im eigenen Land, in den eigenen Klassenzimmern, in den eigenen Betrieben eigentlich nicht zur Kenntnis genommen. Ethnisch-kulturelle Diversität zum Ausgangspunkt einer Betrachtung in der Berufsbildungsforschung zu machen, ist nicht unproblematisch. Ethnizität ist eine Differenzlinie wie etwa auch Alter, sexuelle Orientierung, Behinderung, Geschlecht oder gesellschaftliche Klasse. Derartige Differenzlinien erlauben Prozesse der Aussonderung von Individuen, die besondere Hilfe, Unterstützung oder Förderung überhaupt erst ermöglichen. Diese Prozesse sind aber auch mit Gefahren verbunden. Sie können uniformieren und stigmatisieren. Förderansätze, die auf Differenzlinien beruhen, müssen von Defiziten ausgehen – sonst ergäbe sich keine Fördernotwendigkeit. Damit besteht die Gefahr, Ressourcen, die durch Differenzlinien erst entstehen, zu vernachlässigen. Die Beiträge in diesem Buch binden jedoch – mehr oder weniger explizit – das Ziel, mit der Herausforderung der Einwanderungsgesellschaft in Unternehmen und Schulen Potentiale zu heben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Diversitätsmanagement (diversity management, managing diversity): Vielfalt, Diversität – nicht nur ethnisch-kulturell – wird hier nicht einfach toleriert oder „verarbeitet“, sondern gezielt wertgeschätzt und gefördert. Diese Ausrichtung hat ursprünglich einen starken ökonomischen Fokus, etwa bezüglich der Erschließung von Marketingpotentialen gegenüber abgegrenzten Zielgruppen, zum Beispiel Deutsch-Türken. Die Beiträge zeigen jedoch, dass dieses betriebswirtschaftliche Konzept sehr wohl die Diskussion in der (Berufs-)Bildungsforschung zu befruchten vermag. „Ethnisch-kulturelle Diversität als Potential der Berufsbildung“: Der Band zeigt hier Handlungsbedarfe in den verschiedensten Bereichen auf: Der Aus- und Weiterbildung pädagogischer Professionals, wie Lehrkräften oder Ausbildungspersonal in den Unternehmen, die Entwicklung von Training und Unterricht, die Forschung und Entwicklung zu praktikablen Unterrichts- und Trainingskonzepten, aussagekräftige Assessments, die Arbeit an Unternehmens- und Schulkultur, der Organisationsentwicklung bis hin zu systemischen Änderungen im Bildungswesen. Allerspätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass der Herausforderung der Einwanderungsgesellschaft nicht mit dem kurzen Hinweis auf Einbürgerungstests und Sprachkurse gerecht getan ist. Doch der Weg ist steinig und verlangt die gemeinschaftliche Anstrengung. Der Herausgeberin dieses Bandes, Nicole Kimmelmann, ist es dabei gelungen, Expertinnen und Experten aus verschiedensten Bereichen zu integrieren: Expertise aus der Wissenschaft und Instituten, Personen aus der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, Trainerinnen und Anbieter von Seminaren, Schulleitung und Kultusministerielle oder Berufsbildner(innen) aus der Unternehmenswelt. So finden sich in diesem Band konzeptionelle Überlegungen, Resultate sowohl qualitativer als auch quantitativer empirischer Forschung neben der gekonnten Reflexion von Alltag. Diese Diversität tut der Sache – der Diversität – gut.
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