Der Einfluss von Enterprise Risk Management auf Management Control Systems
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Die Studie setzt sich vor dem Hintergrund der zunehmenden Forderungen nach Enterprise Risk Management (ERM), der gleichzeitig fehlenden Präzision sowie den unterschiedlichen Auffassungen von ERM mit der Umsetzung und den Effekten von ERM auf die Ausgestaltung und Anwendung von Management Control Systems (MCS) auseinander. ERM wird dabei auf Basis des empirisch dominanten COSO “Enterprise Risk Management - Integrated Framework” (COSO, 2004a) betrachtet. Dieses präsentiert ERM als ein Management-Amalgam unterschiedlicher Konzepte, Funktionen, Ziele und Perspektiven, das verschiedene Anwendungen von MCS anspricht, aber nicht näher definiert. Im Rahmen der Studie wird ERM daher theoretisch als eine Ansammlung von Boundary Objekten betrachtet, die sich zwar auf Integration und diverse Anwendungsformen von MCS beziehen, deren konkrete Ausgestaltung respektive Design sowie die Umsetzung respektive Mobilisierung jedoch den unterschiedlichen Akteuren individuell überlassen bleibt. Ausgehend von der primär design-orientierten ERM-Literatur und der durch Contingency-Studien geprägten MCS-Literatur werden die Effekte von ERM auf die Anwendung von MCS mittels einer Fallstudie bei der Maschinen AG untersucht. Im Fokus der Analyse steht hierbei die Auseinandersetzung mit Integration und Mobilisierung, die theoretisch durch Boundary Objekte und Actor-Network Theory angesprochen werden. Die Fallstudie zeigt vor diesem Hintergrund, wie sowohl Integration als auch Desintegration durch verschiedene Boundary Objekte entstehen, unterschiedliche Ausgestaltungen und Anwendungen von MCS zusammenwirken und identische Designs zu verschiedenen Mobilisierungen sowie identische Vorgaben zur Mobilisierung zu unterschiedlichen Designs führen. Dabei treten ERM und MCS in den organisationellen Fokus. Zugleich wird ERM von der Organisation und dem Tagesgeschäft getrennt. Dies forciert vordergründig einen multi-dimensionalen Management Control-Ansatz, im Rahmen dessen unterschiedliche Arten generischer Steuerungsanwendung beispielsweise durch informelle und horizontale Systemanwendungen erweitert werden. Die Analyse zeigt jedoch auch, dass letztlich eine begrenzende und balancierende Wirkung der MCS fehlt und die MCS oftmals nur als Design existieren, das nicht effektiv mobilisiert wird. Letztlich präsentiert die Fallstudie, wie ERM und MCS durch die unterschiedlichen Akteure individuell konstruiert werden, einer stetigen Kalibrierung unterliegen und somit einen stetigen Nachsteuerungsbedarf und neuen Rollen für die verschiedenen Akteure bedingen.