Vom Verlust der Bedeutungsschwere
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Jede Zeit hat ihre Leitkrankheiten (Byung-Chul Han). Heute sind es Depression, Burnout und Borderline. Sie lassen sich als Symptome des Nihilismus – der denkbar radikalsten Infragestellung von Sinn und Bedeutung – deuten. Ausgehend von einer Zeitdiagnose, die eine Armut an existentieller Tiefe als Signatur der nachmodernen Gesellschaft ausweist, fragt der Autor, was das Leben lebenswert macht. Hierzu bezieht er sich auf den Begriff der Bedeutungsschwere. Diese erweist sich als Garant einer „tiefen Lebendigkeit“ und einer tiefen, statt platten Diesseitigkeit. Müllers Auseinandersetzung mit dem Nihilismus zeigt, dass sich gerade der aktive Nihilismus (Nietzsche) als Denk- und Lebenshaltung erweisen kann, die der Krise der Bedeutungsschwerelosigkeit trotzt: Er überwindet sie nicht, unterbricht sie aber in ihrer naiven Selbstverständlichkeit. Im aktiven Nihilismus ereignet sich paradoxal das Ringen um die in der Zeit nach dem „Tod Gottes“ radikal gefährdete tiefe Lebendigkeit.