Zuschauer im Eckfenster 1821/22 oder Selbstreflexion der Journalliteratur im Journal(text)

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Üblicherweise wird die Erzählung als autobiografisch gedeutet, insbesondere im Hinblick auf das Schicksal des gelähmten Vetters und das Datum der Veröffentlichung, zwei Monate vor Hoffmanns Tod. Das vorliegende Buch bietet jedoch eine alternative Lesart, die den Veröffentlichungsort, die Berliner Zeitschrift Der Zuschauer, in den Fokus rückt. Hier wird der Text vom 23. April bis 4. Mai 1822 in Fortsetzungen veröffentlicht. Diese Perspektive berücksichtigt die Autorschaft des gesunden Vetters, der den Gelähmten besucht und mit ihm aus dem Fenster schaut. Das Szenario wird dadurch konfliktreicher: Der schreibende Vetter ist als illiterat markiert, während der gelähmte Dichter nicht mehr veröffentlicht. Diese Schreibblockade kann als kritischer Kommentar zum zeitgenössischen Literaturbetrieb interpretiert werden, der jedoch wenig Beachtung findet. Selbst der literarisch unbedarfte Vetter erzählt und publiziert eigenständig. Ein auffälliges Element in diesem Erzählkontext ist der rothe Shawl, ein Symbol der zeitgenössischen Mode. In diesem journalliterarischen Rahmen erscheint die Erzählung nicht als abgeschlossenes Werk, sondern als Brennpunkt, in dem Debatten über Autorschaft, Publikationsformen und die Relevanz von Literatur zusammenlaufen und im Konflikt der Vettern deutlich werden. Die Grenzen des Textes sind somit bestenfalls im Zeitblatt Der Zuschauer zu verorten.