Perspektiven einer theologisch verantworteten Ästhetik
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Unmittelbarer Gegenstand der Arbeit ist der spätgotische Hochaltar in der Pfarrkirche von Münster im Wallis, Schweiz, der in der Fachwelt als kunstgeschichtlich bedeutsam gilt. Sarah Gigandet stellt ihre interdisziplinären Kompetenzen in Theologie und Kunstgeschichte in den Dienst der Erschließung des Walliser Altars. Zudem wagt sie sich auf das Gebiet der philosophischen und theologischen Erkenntnislehre. Eine Kernaussage lautet: „Begriffliches Erkennen und ästhetisches Erkennen verhalten sich komplementär zueinander – wie die reflexive Aneignung und die Begegnung mit dem nicht aufhebbaren Anderen“. Das kunsthistorische Beispiel wird in je größeren Kontexten situiert: im Kirchenraum mit seiner Ausstattung; im Sakralraum, der in Gebet und Liturgie zum Ausdruck des Glaubens der kirchlichen Gemeinschaft wird, in der lokalen „Sakraltopographie“ – und nicht zuletzt im Vorgang der Begegnung zwischen dem Betrachter und sakraler Kunst heute: „Kann sich ästhetisches Erkennen angesichts des spätgotischen Retabels für den gegenwärtigen Betrachter ereignen? Wie und unter welchen Bedingungen ereignet sich ästhetisches Erkennen überhaupt?“ Die Autorin zeigt, wie der Bezug der Theologie auf Offenbarung und Menschwerdung eine ästhetisch verfasste Erkenntnistheorie fordert. So wird Theologie zum Modell einer Wissenschaft nach dem Ende der Erkenntnisgewissheit der Moderne.