Fallhöhe
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So könnte es gewesen sein in deri Monaten, als der Honeckerstaat Risse zeigte: In Ostberlin planen Kulturfunktionäre für den Tag danach und überlegen, wie sie denn dann mit den fortgetriebenen, weggeekelten Künstlern wieder ins Gespräch kommen könnten. Ein gebranntes Kind schicken sie auf die Reise, den gedemütigten Henning Köhler, auf daß er unter den Exilanten herumschnüffle. In der Bundesrepublik, wo ihm von nicht ganz durchschaubaren DDR-Sympathisanten die Wege geebnet werden, lebt Köhler sich rasch ein, schreibt Jürgen P. Wallmann. Er hat bald eine hübsche Wohnung am Rhein, eine hübsche Freundin auf Abruf, und er knüpft, wie es seine Auftraggeber wollen, Kontakte zu den Autoren. Einen gewissen Reiz bezieht das Buch aus der (allerdings nie verletzenden) Ironie, mit der Erich Loest das Treiben um die Ex-DDR-Autoren schildert, aus den Seitenhieben gegen den westlichen Medienbetrieb und aus dem Spott über die Geheimnistuerei und die Einschüchterungsmethoden in der DDR vor Honekkers Sturz. Die DDR bröckelt, keiner nimmt sie mehr ernst, die aus dem Apparat so wenig wie Köhler, der sie bis in alle Tiefen kennt. Der große Zusammenbruch im Herbst 1989 ist in „Fallhöhe“ vorprogrammiert.