Der gute Stalin
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„Papa arbeitete im Kreml. Was er da eigentlich machte, wusste ich nicht so genau, aber wenn ich mit meinen Freunden am Kreml vorbeifuhr (im Winter bis über die Nase in Schals gehüllt, in Biberlammpelzen, Mützen, Filzstiefeln und mit Schäufelchen ausgerüstet, um im Gorki-Park im Schnee zu spielen), dann sagte ich sachkundig zu ihnen: , Hier arbeiten mein Papa und Genosse Stalin.‘“ Viktor Jerofejew wuchs im Herzen der politischen Macht auf, sein Vater gehörte zum Stalinschen Hofstaat, er war Berater und Dolmetscher, später Botschafter im westlichen Ausland. Die Welt der geknechteten Herren, gesättigt und privilegiert, wird mit melancholischem Spott porträtiert. Zugleich wird der Blick des Kindes gewahrt, das nicht anders kann, als seinen Vater zu lieben, und mit ihm die Umgebung, in der es heranwächst. Kindliche Sicht und historisches Wissen sind die Pole der Wahrnehmung, zwischen denen dieser Text oszilliert und aus denen er seine Spannung bezieht. Letztlich aber ist dieser eindrucksvolle Roman die Geschichte der Geburt eines Schriftstellers und Dissidenten, die Geschichte des Triumphs der künstlerischen, der schöpferischen Freiheit – dank des politischen Mordes an seinem Vater wurde der Autor paradoxerweise ein freier Mensch. Die Tatsache, dass ihm eben jener „Ermordete“ zur Seite steht, als die politische Verfolgung einsetzt, zeugt wiederum von der menschlichen Größe der Protagonisten dieses literarischen Zeitzeugnisses.