Der gefrorene Mann
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Eine Hütte an der Atlantikküste Nicaraguas: Goio, der baskische Krankenpfleger in dem tropischen Dorf, friert ein. Nicht im wörtlichen Sinne - er verliert Sprache und Erinnerung. Stumm sitzt er am Fenster und stiert hinaus in den Regen. Die aus der Hauptstadt herbeieilende Freundin Maribel hofft, den Kranken durch eine Begegnung mit der Vergangenheit von seiner Amnesie heilen zu können, und bricht mit ihm auf, um einen ehemaligen Schulfreund zu besuchen, der mittlerweile auch in Lateinamerika lebt. Doch Maribel und Goio kommen nicht an ihrem Reiseziel an. Die beiden, die vor zwanzig Jahren aus politischen Gründen aus Spanien geflohen sind, müssen mit gefälschten Papieren reisen. In Kolumbien werden sie in einer Militärkontrolle vorübergehend verhaftet und tauchen in einer Nervenheilanstalt unter, die von den Kindern eines Auswanderers geleitet wird. In drei verschiedenen Stimmen und Zeiten entfaltet sich nun der Roman: die Geschichte einer Flucht, die Erinnerung an ein Schuljahr im Spanien der frühen siebziger Jahre und die phantastische Erzählung einer Reise zum Südpol - einer tatsächlich fast vollständig gefrorenen Welt. Joseba Sarrionandia hat das Schicksal der mehr als tausend baskischen Flüchtlinge als Stoff gewählt, die - wie Sarrionandia selbst - bis heute in der Illegalität leben. Und doch hat er weniger ein Buch über den bis heute ungelösten baskischen Konflikt geschrieben. Viel eher geht es Sarrionandia, der facettenreich und mit zahlreichen Verweisen auf die Klassiker der Weltliteratur zu erzählen vermag, um die großen menschlichen Fragen: Einsamkeit, Freundschaft, Krankheit, Tod und vor allem: das Wesen der Erinnerung, der letzten verbliebenen Brücke des Exilanten nach Hause. KulturSPIEGEL, Heft 12/2007 In seltenen Fällen weiß man beim Rezensieren nicht, wer spannender ist: das Buch oder sein Autor. Joseba Sarrionandias „Der gefrorene Mann“ ist so ein Roman.