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Selbstmordattentat. Völkermord. Katastrophenopfer. Je höher die Zahl der Toten, je bestialischer die Art des Todes, desto geeigneter ist der Tod für Nachrichten. Es nennen sich Länder hochzivilisiert, in denen der Tod höchste Strafe ist. Von Staats wegen wird vor den Folgen des Rauchens gewarnt, und zwar mit dem Tod. Der Tod als Schrecken. Der vorliegende Band mit Todeslyrik wirft einen anderen Blick auf den Tod. Wie es der Lyrik eigen ist, befasst sie sich in Metrum Vers, Reim und der sie charakterisierenden Bildlichkeit mit der seelischen Situation des Menschen in Anbetracht des Todes, sei es der eigene, oder der eines anderen Menschen. Vier Jahrhunderte hat die Herausgeberin auf der Suche nach Todeslyrik durchblättert und eine Sammlung zusammengetragen, die vielfältiger nicht sein könnte. Gemein ist allen Beiträgen das Thema, aber weiter herrscht Unterscheidung. Angst, Trauer, Trost, Hoffnung, Verzweiflung, Wut, Liebe, Todessehnsucht decken den Teil der menschlichen Empfindung ab, der bei dem Wort Todeslyrik nahe liegt. Mit dem Lesen dieses Buches rücken aber auch untypische Begriffe näher. So etwa Humor, Zynismus, Sarkasmus, Leichtigkeit, Freude. Erstaunen bereitet, wie wenig sich mancher Beitrag seiner Entstehungszeit zuordnen lässt. So beispielsweise, wenn Friedrich von Logau in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zynisch den fröhlichen Tod besingt. Folgerichtig hat die Herausgeberin darauf verzichtet, chronologisch zu ordnen. Gleichwohl besteht inhaltlich eine grobe Einteilung, die aber wegen der fließenden Grenzen von der Herausgeberin bewusst nicht in scharf umrissene Rubriken gefasst ist, sondern sich fortlaufend im Lesen ergibt. Auf diese Weise bleibt das vorliegende Buch offen für ungerichtetes Blättern und Stöbern, und birgt doch Klarheit und Stringenz. Dabei wird auffallen, dass beispielsweise ein Autor wie Wilhelm Busch besinnlicher schreibt, als allgemein von ihm bekannt ist. Immer wieder lassen sich in der Art Werke finden, die vom Wortlaut her anderen zugeschrieben würden, stünden Autorenname und Lebensdaten des jeweiligen Autors oder der Autorin nicht dabei. Mit Hilfe dieses Buches erlebt der bewusste Umgang mit dem Tod eine Renaissance, in der das Sterben – also der Weg in den Tod – und der Tod selbst wieder als abschließender Teil des Lebens gesehen werden. Gleichzeitig lassen sich die Jahrhunderte alten Gedanken und Vorstellungen mit heutigen über zum Beispiel die Ethik des Todes auf Verlangen kontrastieren. In jedem Fall wird deutlich, wie sehr das Leben mit dem Tod verbunden ist. Bisweilen scheint es, als sage der Umgang mit dem Tod mehr über das Leben aus, als über den Tod selbst. Und tatsächlich, wie der Regenbogen untrügliches Zeichen für die Sonne ist, so ist der Tod eines für das Leben. Erst wenn der Tod als Schlussstein den Bogen des Lebens abschließt, lässt sich hindurchgehen, um das vollendete Leben zu betrachten, in aller Stille.
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In aller Ewigkeiten Stille, Talishja van Aaken
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- 2008
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- (Paperback)
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