Am Schattenberg
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'Im blauen Dunst der Toscanistumpen und Tabakpfeifen hockten die Männer an den Tischen, mampften Käse und Roggenbrot oder sogen an ihren Stumpen. Die jüngeren standen mit Glas und Schpys in der Hand zusammen, ließen sich vom Kirchenvogt aus der Zinnkanne Wein nachgießen und redeten, kauend und sürpfelnd, immer lauter durcheinander. Als aber Christen den Saal betrat, ebbte das Gerede ab und ging in unverständliches Gemurmel über. Schließlich machte sich betretenes Schweigen breit.' Familienepos, Sittenroman, erzählte Zeitgeschichte: All dies vereint das Romandebüt des Walliser Autors Otto Zumoberhaus. Am Anfang dieser Geschichte eines Bergdorfs steht eine Sünde, die den jungen Christian Zenthelen und seine Frau auf eine harte Probe stellt und die Menschen am Schattenberg nachhaltig aufwühlt. Aber Christian, von den Leuten 'der Rotbart-Chrischti' genannt, wehrt sich gegen die Schicksalsschläge, die falsche Frömmigkeit der Dorfgemeinschaft und die mächtige Patrizierfamilie. Beharrlich geht er seinen Weg und sorgt für den Weiterbestand seines Namens. Doch nicht nur das Archaische, sondern auch die Moderne setzt der Familie zu. Und so ist dieser Generationenroman ebenfalls eine Geschichte über Industrialisierung, Migration, Krieg, Eisenbahnbau und das Bröckeln alter Mächte. Während der Autor den Bogen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in unsere Gegenwart spannt, spürt er den Verschränkungen von großer und kleiner Geschichte nach. Denn im Mikrokosmos des Schattenbergs und seiner theaterverrückten Leute widerspiegelt sich immer auch das Weltgeschehen.