Ein Amateur
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Als Meister des Unspektakulären, des scheinbar Beiläufigen erweist sich Walter Kappacher in seinem Roman „Ein Amateur“. Dabei geht es darin um nichts weniger als um den Schriftsteller als jungen Mann, um die Vergewisserung der eigenen Existenz zur Hälfte des Lebens. Aufgewachsen in einem ähnlichen Milieu wie der um sieben Jahre ältere Thomas Bernhard, beschloß auch Kappacher, eine andere als die vorgezeichnete (Lebens)Richtung zu wählen. Simon, so der Name des Protagonisten, verläßt den „Keller“ einer Motorradwerkstätte in Salzburg, um sich den Traum einer Ausbildung zum Schauspieler zu erfüllen. Weder „Schönen Tagen“ noch einer „education sentimentale“ begegnen wir darin, sondern vielmehr dem widerspruchsreichen Prozeß der Bewußtseinsbildung inmitten der aufbrechenden, unsicheren Zeit der fünfziger Jahre. Auf der Suche nach sich selbst führen die Wege des Protagonisten zumeist an die Ränder, zwischen Stadt und Peripherie, zwischen Konformität und Individualität. Dort, im Grenzbereich solider Lebensplanung und den Verführungen der Phantasie, hofft er zu finden, was man gemeinhin Orientierung nennt. Walter Kappachers Prosa kann auf gängige Versatzstücke verzichten. Hier werden mit feiner Ironie und sanfter Eindringlichkeit die Irrungen eines - seines - Helden gestaltet, dem sich, mit Marcel Proust, die Wirklichkeit nur in der Erinnerung formt.