Mutters Hände
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Mit zusammengebissenen Zähnen hockt ein kleines Mädchen in einem aus Sand gebautem Schiff am Strand und blickt geradewegs dem Meer entgegen. Sie weiß, dass ihre Barkasse früher oder später ein Opfer der Flut werden wird. Aber die Kleine ist bereit, sie zu verteidigen. Es ist ein Foto aus ihrer Kindheit, das Nerea betrachtet, während sie im Krankenhaus am Bett ihrer Mutter, Luisa Izagirre, sitzt. Diese wurde verwirrt auf der Straße aufgefunden und liegt seitdem, gewissermaßen in eine andere Welt versunken, zwischen den weißen Krankenhauslaken. Weder erkennt sie ihre Kinder noch erinnert sie sich an ihren eigenen Namen. Nerea ist Journalistin, Mutter der kleinen Maialen und Ehefrau von Lewis, der ihrer Tochter vor dem Schlafengehen jeden Abend aus Alice im Wunderland vorliest. Ihren verschiedenen Rollen versucht sie gerecht zu werden, indem sie von einer zur anderen hetzt. Und dann gibt es noch Karlos, ihren früheren Freund, eine Geschichte aus der Vergangenheit, die sie immer noch mit sich herumträgt. Die Krankheit ihrer Mutter bringt Nereas Leben völlig durcheinander. Von der aus Deutschland angereisten Tante Dolores erfährt Nerea, dass es im Leben ihrer Mutter Dinge gab, die diese stets für sich behalten hat. Und trotzdem (oder gerade deshalb) wird ihr bewusst, wie viele Parallelen es zwischen Mutter und Tochter gibt, zwei Frauen, die ganz andere Zeiten erlebt, ganz andere Erfahrungen gemacht haben. Die Auseinandersetzung mit dem Leben und der Krankheit ihrer Mutter lässt Nerea viele Dinge ihres eigenen Lebens, ihres eigenen Weges in Frage stellen und aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Die Hände der Mutter, die einst am Strand Nereas Rücken mit Sonnenmilch eincremten, ihr Kinn hoben, ihr über die Stirn strichen, Hände, die jetzt regungslos auf der Decke des Krankenhausbettes liegen, sie bringen Nerea dazu, dem Meer erneut geradewegs entgegen zu blicken. Über die Autorin Karmele Jaio wurde 1970 in Vitoria-Gazteiz geboren. Sie studierte Informationswissenschaften an der Universität des Baskenlandes und arbeitet seitdem als Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften war sie Pressebeauftragte der Stiftung Euskalgintza Elkarlanean und des Baskischen Fraueninstituts Emakunde. 2004 erschien der Erzählband Hamabost zauri (Fünfzehn Wunden). 2006 veröffentlichte sie ihren ersten Roman Amaren eskuak (Mutters Hände). 2007 folgte der Erzählband Zu bezain ahul (Genauso schwach wie du). Die Autorin erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihren Debüt-Roman. Schon in der Projektphase gewann sie 2004 den Förderpreis Igartza Saria. Noch im Erscheinungsjahr 2006 errang Amaren eskuak den Preis für das meistverkaufte Buch auf den Buchmessen in Donostia bzw. Bilbo. Im gleichen Jahr erhielt Karmele Jaio mit ihrem Buch den Beterriko Liburua Saria, eine Auszeichnung für den bei den LeserInnen beliebtesten Roman. Amaren eskuak liegt bereits in der achten Auflage vor. Die deutsche Ausgabe entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Autorin und Übersetzerin auf der Grundlage einer von der Autorin mit Änderungen versehenen baskischen Fassung.