Freifahrt
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'Plötzlich bemerkte er eine Sternschnuppe, deren flackerndes Licht sich über den Himmel zog. Erwin erinnerte sich, dass man sich was wünschen konnte. Aber er wünschte sich nichts. …' Erwin ist ein seltsamer Kerl. Er lebt alleine am Rande einer Kleinstadt, ohne Freunde, ohne Arbeit und ohne Perspektive. Ab und zu besucht er das Café um die Ecke oder treibt sich im Einkaufszentrum herum. Einmal in der Woche fährt er zum elterlichen Bauernhof, den er verlassen musste, als sein Schwager einzog. So plätschert sein Leben dahin. Bis der Vater ihm eines Tages eine Jahreskarte der ÖBB schenkt. Vorerst irritiert über das 'blöde' Geschenk, besteigt er dann doch, eher zufällig, einen Zug, beginnt ziellos durch die Gegend zu fahren und findet Geschmack daran. Sein Leben kommt in Bewegung … Während Erwin unterschiedlichen Existenzen begegnet, die die Abteile und Wartezonen zwischen Villach und Salzburg, Wien und Innsbruck bevölkern, gerät ihm sein Herumfahren immer mehr zum Abenteuer, wird zu einer Art Road Movie, das so manche skurrile Wendung nimmt: So verliebt er sich nach einer kurzen Begegnung in die junge Polin Agnieszka … und macht sich auf die Suche nach ihr. In seiner neuen Erzählung erweist sich Josef Kleindienst als Meister der Atmosphäre und Charakterzeichnung. In knappen Sätzen beschreibt der Autor das Schicksal eines Getriebenen ohne Antriebskraft. Gerade die Vermeidung eines psychologischen Vokabulars, die Perspektive von Außen, die Beobachtung der Bilder und Eindrücke, die sich in den Gedanken des Protagonisten spiegeln, erschaffen ein Porträt von besonderer Tiefe.