Die Wolfskind-Saga
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In einer kalten Winternacht ward man hinausgeeilt auf das Feld. Hastig ward eine kleine Grube ausgehoben, hinein legte man eine hölzerne Kiste. Keine Fackel, nicht eine Kerze leuchtete hierbei. Nur das fahle Licht des Vollmondes war Zeuge des düsteren Geschehens. Ein kurzer Blick wurde dem noch zuteil, das man hier in frostiger Erde verscharrte. Vor neun Monaten gezeugt, in Hast und ohne Liebe, wurde es nun zu Grabe getragen, auf dass der letzte Nachruf jener Schandtat auf ewig verstummen sollte. Da nicht sein konnte, was nicht sein darf. Rasch bedeckte frische Erde den ärmlichen Sarg, und alsbald zog man sich zurück in die wärmende Stube, auf dass das kleine Etwas im Jenseits Frieden finden würde. Das Jenseits aber war noch lange nicht bereit dafür, was man hier bestatten wollte. Schon überzog erster Schnee das kleine Grab. Zwischen hölzernen Dielen aber, pochte ein kleines Herz … Das grausame Schicksal hatte es wohl gut gemeint mit dem Bündel aus Leinen und rosa Fleisch, als zu so später Stunde noch ein alter Mann des Weges kam. Er war schon lange unterwegs gewesen und wünschte sich nichts sehnlicher als eine warme Mahlzeit und ein trockenes Lager, als er mit einem Male ein leises Weinen vernahm. Da hat er es ausgegraben und das kleine Kind gerettet. Und bald schon wurde die Nacht zum Tage.