Emmelis Wäg
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Nachdem meine beiden Bücher ‹Härdöpfuschnätz› und ‹AuergattigChoschtgänger› bis über das grosse Wasser treue Leser fanden undein Uni-Professor schrieb: 'Dihr heit ganz e fyni, rychi Seel', wagteich mich an ein drittes Buch. Darin ist Emma Rohrbach, von ihrenLeuten ‹Emmeli› genannt, die Hauptperson. Vor Jahren, als ich noch Pflegehelferin war, lernte ich sie kennen, einekleine, tapfere Frau. Sie gab einiges preis von ihrer schweren Vergangenheitund sagte so nebenbei: 'Das gäb fasch es Buech.' Sie konnte dannbald das Spital verlassen, und ich hörte kaum mehr etwas von ihr. Hieund da ein Telefon. Im Frühling 2011 hatte ich in der Insel in Bern eine grössere Untersuchung. Es war ein milder Tag, und ich verbrachte die Mittagspause imPark. Plötzlich kam vom hintern Ausgang her eine Patientin, welche einenInfusionsständer vor sich her schob. Sie setzte sich neben mich aufdie Bank. 'Wir kennen uns doch …' Neben mir sass Frau Emmeli Rohrbach. Und wieder erzählte sie und erzählte, ihre bewegende Geschichteaus dem Emmental. Vom kleinen Verdingkind Emmeli ist nun tatsächlich ein Buch entstanden, aber leider hat Frau E. Rohrbach es nicht mehr erlebt. Sie ist imAugust2011 gestorben. Emmeli wurde im Brachmonat 1936, als Kind der Lydia und des DavidGraber, geboren. Seine Kleinkinderzeit verbrachte es mit zwei Brüdern, Kilian und Röbi. Aber sie währte nur kurz. Mutters Krankheit und VatersTod rissen die Graberfamilie auseinander. Emmeli kam auf den Rüttiboden, die Brüder zu andern Familien. Für viele Verdingkinder war dasein harter Lebensweg, und manch armer ‹Züttel› erinnert sich am Lebensabendvor allem an die Kälte der Pflegefamilie und an die Striemen‹a Rügge u Hingere›. Aber Emmeli, die ständig unter ‹Längizyti› litt undsich abends mit dem ‹Gebättli› zu trösten suchte, bevor das Tagewerkweiter ging, hat doch in ihrem ‹Gedankestübli› auch einen Reichtum anbleibenden Bildern bewahrt: die Schönheit eines Ährenfelds, glänzendeAckerfurchen, ein junges Fohlen, die Verrichtungen in Haus und Hofund vieles, auch Mutmachendes, mehr. Marie Rüegsegger