Schatten der Götter
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Es war finster wie nie zuvor, an jenem Abend, als das Unwetter schlagartig heraufzog. Ängstlich vernahmen die Bewohner des Dorfes Aiw’n, durch den wütenden Donner das Geschrei eines gerade geborenen Kindes. Viele von ihnen hatten dieser Nacht entgegengebangt. Andere hatten es als Geschwätz oder Aberglaube abgetan … und doch- Uri’os der Weise hatte sich nicht geirrt. Unzählige Blitze zuckten auf den Baum der Götter hernieder bis dieser, unter dem Geräusch klagender Seelen, in Flammen aufging. Ein Schrei des Entsetzens ging durch das Dorf … und, kaum einen Augenblick später traf ein gewaltiger Blitz das Haus des Neugeborenen. Einige Beherzte rannten zu dem in grünen Flammen stehenden Gebäude; doch vergebens. Sie hörten nur noch den klagenden Schrei der in den Flammen vergehenden Mutter. Es klang ebenso schaurig wie das immer lauter werdende Stöhnen des langsam ausbrennenden Götterbaumes. In den Sommern die da kamen brauchen schlechte Zeiten an. Unbekannte Krankheiten suchten Aiw’n heim. Viele Tiere starben und die Ernten waren schlecht. So liefen die Waldmenschen in Scharen zum Ostberg um die Götter um Vergebung zu bitten. Doch die Götter blieben stumm. Nach einigen Sommern waren beinahe alle Nahrungsquellen versiegt und so zogen die Jäger los in das weite und gefährliche Sumpfland um Aiw’n zu ernähren. Einige von ihnen kehrten nie zurück und den Waldmenschen schien es, als hätten sich die Götter endgültig von ihnen abgewandt. Doch endlich, nach sieben Sommern des Elends ward ein Spross des Götterbaumes gesehen und Aiw’n atmete auf. Uri’os der Weise spürte jedoch, dass das Unheil noch lange nicht von ihnen gewichen war.