Rutum erat
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AuszugDer Anruf kam in der Nacht. Die Stimme des Tyrannen riss den Dichter aus dem Schlaf. Ist sie groß? fragte die Stimme. Da war über das Leben eines Menschen das Urteil schon gefällt Nur über dessen Dichtung stand es noch aus. Der Tyrann am Telefon, mitten in der Nacht. Kann er nicht schlafen? Gibt ihm die Angst, die seine Stimme im anderen erweckt, Geborgenheit? Die Stille abgrundtiefen Entsetzens im Dichter, da er erkennt, wessen Stimme durchs Telefon in ihn dringt. In jeder Stimme, selbst in der schrecklichsten, tönt immer auch die Erinnerung an jene der Mutter mit. Wir lieben sie, aus ihr erwächst unsere Freiheit. Was aber wäre, hätte der Tyrann eine kurze Nachricht geschickt? Mitten in der Nacht leuchtet der Schirm des Telefons auf und verwandelt dich in einen Akt. Keine Ahnung mehr von Freiheit. Du hast es schriftlich und damit endgültig, nicht einmal das Timbre einer Stimme kann dich trösten. Schrift ist das Ende von Freiheit. Ein Dichter, der schreibt, hat seine Freiheit aufgegeben. Sein lebendiges Wort ist verklungen, übrig bleibt ein schwarzer Rest. Unsere Welt ist voll Schrift, die Stimmen erstickt. Denken verlläuft in verschrifteten Bahnen. Wer wagt es, gegen die Logik der Sprache zu denken? Was bleibt sind Gedichte - ein Sprachspiel, das in sich die Welt aufspannt.
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