Halbschlaf
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In der Tonart typisch Ost, im besten Sinne, sind es Stimmungsbilder, die der 1951 geborene Autor nach der Wende ‘für die Gleichaltrigen’ publiziert hat. Ohne noch anklagen und sich rechtfertigen zu wollen und zu müssen. Realistisch, höchst sachlich und lebendig erzählt er von einer Jugend, die nahezu zwangsläufig in ein Leben als Außenseiter und in die fortschreitende Ablösung aus dem vorgeschriebenen Lebenslauf führt. Und er, der es nicht schaffen wird, aus sich selbst auszureisen, ist gar nicht ‘der’ Ossi, sondern ein herzzerreißend genau beschriebener Mensch. Die Bildkraft der Beschreibung verfehlt ihre Wirkung auch nicht auf Leute aus anderen Prägungen. Stadt, Landschaft, Liebe, Selbstfindung, Kunst, es hängt alles miteinander zusammen und ist konkret wie die Silhouetten der Plattenbauten im Morgengrauen. Dass er seine Utopie ausgerechnet am bittersten Punkt der deutschen Geschichte findet und nur dort, in der absoluten Niederlage und in keinem Pathos des Wiederaufbaus, beleuchtet mit einem grellen Schlaglicht das ganze Grauen der zu Eis erstarrten deutschen Nachkriegsstaaten, nicht nur des Ostdeutschen. Selten hat einer die Entmündigung durch den Obrigkeitsstaat so glaubhaft noch in dem süßen Gift der Traditionspflege aufgespürt und damit den Untergang der DDR als Kulturschock für Intellektuelle plausibel gemacht. Martin Ahrends ist bisher nur als Journalist bekannt geworden. Als Schriftsteller könnte er eine Perspektive auf Deutschland zu zeigen, die westlichen wie östlichen Augen gleichermaßen einsichtig ist.