Durchs Schlüsselloch
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Was ist authentisch, wenn von Afghanistan die Rede ist? Ende des 20. Jahrhunderts haben wir die Sowjets scheitern sehen und sehen nun, im 21. Jahrhundert, trotz alle Bombardements einem Scheitern Amerikas entgegen. Keineswegs nur als Beobachter! Seit uns verkündet wurde, unsere Freiheit würde am Hindukusch verteidigt, sind wir involviert. Besonders in Zeiten von „fake news“ sollten wir deshalb genauer auf die Sprache von Politikern achten. Zum Beispiel, wo sie die Flucht aus Afghanistan als „Ökotourismus“ bezeichnet und humanitäre Hilfe als „Anti-Abschiebungs-Industrie“ verunglimpft. Die Georgierin Manana Dumbadze hat mehr als ein Jahr auf dem mit Maschinengewehren bewachten Baron Compound inmitten des Chaos von Kabul zugebracht. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern soll sie Zukunftslösungen für das zerrissene, von inneren und äußeren Feinden zerfetzte Land entwickeln. Doch bald merkt sie, man hat sie in einem goldenen Käfig gesperrt, den sie nur bei besonderen Anlässen in einem gepanzerten SUV verlassen kann. Um Afghanistan zu verstehen, ist sie auf Gespräche mit Einheimischen angewiesen, die im Baron arbeiten und deren Vertrauen sie gewonnen hat. Herausgekommen ist ein unprätentiöses Buch von kaustischem Humor, geschrieben von einer glänzenden Beobachterin. Wer den „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini mit Ergriffenheit gelesen hat, sollte diesen georgischen Blick durchs afghanische Schlüsselloch nicht missen.