Der weisse Pavillon
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Pikant, verspielt und liebenswert nimmt sich die Welt des Rokoko in Nino Ernés letztem Roman aus. Doch wie in Mozarts Hochzeit des Figaro wetterleuchtet über dieser Idylle bereits die Französische Revolution, die ein neues Zeitalter mit all seinen Hoffnungen und Schrecken ankündigen wird. Im freundlichen Städtchen Aix, der „Königin der Provence“, genießt der Marquis de Coriolis in seinem Weißen Pavillon die Freuden der Liebe. Seine so gescheite wie kapriziöse Gattin Henriette versteht es, sich nach ihrem Geschmack schadlos zu halten. Der Reiz dieser zart frivolen Komödie liegt darin, daß ein jeder vom Partner mehr weiß, als der andere ahnt. Der Marquis, oberster Richter in Aix, erweist sich jedoch nicht nur als galanter Aristokrat, sondern auch als ein Mann, der sich dem einfachen Volk gegenüber verantwortlich fühlt und seiner Zeit weit voraus ist. Seine Gespielin, seine Gattin und deren eifersüchtige Freundin Atalante sorgen dafür, daß die Frauen ihm „immer geheimnisvoller werden, je länger ich mit ihnen lebe“, wie er nicht ohne Selbstironie sagt. In der Szenerie eines sich zuspitzenden Stände- und Klassenkampfes entfaltet Erné das Tableau einer ausklingenden Epoche, das sich zum Zeitgemälde verdichtet. Der Roman ist inspiriert von der musikalischen Form des Duetts. Komponiert aus den Briefen der „kleinen Marquise“an ihre Schwester und Atalante und den Tagebuchaufzeichnungen ihres Gatten, entsteht ein Spannungsbogen, über dem die Maxime des weisen Voltaire stehen könnte: „Erlaubt ist alles, nur das Langweilige nicht.“