Eschenhain
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Ein halb verfallener Gründerzeitbau am Stadtrand, bewohnt von Geisteskranken - das war Eschenhain gewesen, bevor Lissis Vater das Anwesen kaufte und renovieren ließ. Die Menschen, die dort leben, erfahren Eschenhain als eine gleichgültig gewordene Welt im kleinen, in der jeder allein und auf andere Art um die Verwirklichung seiner Sehnsüchte kämpft. Dort wächst Lissi auf, erforscht mit hemmungsloser Neugier die Winkel des alten Hauses, die Schatten unter den Bäumen im Park, die vergessenen Dinge zwischen den Gräbern auf dem alten Friedhof. Ihr Übermut und ihre Lebensgier stören die starre Ruhe von Eschenhain, ihre geradezu anarchische Kreatürlichkeit steht in krassem Widerspruch zu den Regeln des Vaters, denen er seinen Erfolg verdankt und die er seiner Umgebung aufprägt: der Haushälterin Änne, die seit Jahrzehnten frag- und klaglos vielen Herren gedient hat, der Mutter, die sich schon lang in ihre eigene Welt zurückgezogen hat, in eine Welt vergangenen Glanzes und erloschener Pracht. Als Lissi in die Stadt entkommt, wähnt sie sich endlich frei, umarmt begierig die laute, fremde Welt - und stößt doch nur an neue Grenzen: Noch auf dem Bahnsteig wird sie für eine Herumtreiberin gehalten und verhaftet. Der Bauarbeiter Hannes, der die Szene beobachtet, beschließt, dem naiv und stolz wirkenden Mädchen zu helfen und holt sie aus der Zelle. Lissi geht mit ihm, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Er wird nicht der letzte sein, mit dem sie geht. Eine eigentümliche Schwebe kennzeichnet die Geschichte dieser jungen Frau und der Menschen, die ihren Weg kreuzen, eine Zeitlosigkeit, die um so nachdrücklicher auf die inneren Welten der Figuren verweist. Gefangen in ihren Wünschen und Sehn-süchten, umkreisen sie einander, kommen sich manchmal näher und prallen wieder voneinander ab, unversehrt, unerkannt.