Kulträume im römischen Alltag
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Gefragt wird nach der Einbindung der Religion in das römische Alltagsleben. Ausgangspunkt ist das Isisbuch, das den Leser aus der Innenperspektive eines Kultanhängers detailliert über Feste und Kultalltag informiert. Schwerpunkte der Interpretation sind die Wahrnehmung von Raum und Zeit durch den Erzähler, das Spannungsfeld zwischen religiöser Lehre und gesellschaftlichen Normen sowie der Stellenwert religiöser Exotik, die Apuleius zur Publikumswerbung bewußt kultiviert. Dieselbe Strategie verfolgen römische Iseen mit exotischem Dekor. Die Diskrepanz von Werbung und realem Kultbetrieb verdeutlichen epigraphische und archäologische Befunde: Bei der Gestaltung der prestigereichen Nebenräume (Herbergen, Bäder, Speiseräume) wie der Personaltrakte griff man in Iseen und Anlagen anderer Kulte auf dieselben Raumformen zurück, weil diese den Nutzungsbedürfnissen optimal Rechnung trugen. Neu erschlossene Quellen zu Lebensqualität und Selbstverständnis des niederen Kultpersonals stellen die bisher als "typisch orientalisch“ bewertete Religiosität des Isisbuchs in die Traditionen römischer Literatur. Ein Anhang dokumentiert mit 386 Lemmata die antike Terminologie zur Sakralarchitektur.