Theodramatik und Theatralität
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Die Theodramatik ist eine Vorstellung, deren Ursprünge bis in die Antike zurückreichen. Sie wird neuerdings wieder durch Theaterleute aufgegriffen und in den Humanwissenschaften in Zusammenhang mit dem Konzept der Theatralität diskutiert. In ihrer allgemeinsten Form meint Theodramatik die Einbeziehung des Numinosen in das Bühnengeschehen, sei es als Versuch, transzendente Instanzen zu vergegenwärtigen, sei es als Erfahrung von Ohnmacht oder Leere in Grenzsituationen. Theodramatik im engeren Sinne hat mit Kult zu tun und mündet in die Frage, inwiefern die Bühne eine Plattform für irgendwie geartete Katharsis bzw. orgiastisches Ausleben unterdrückter Empfindungen ist oder inwiefern sie überirdische Mächte als Mit- oder Gegenspieler in die Handlung einbeziehen kann. Dieser engere Begriff von Theodramatik berührt auch die Theologie. Er ist von dem Theologen Hans Urs von Balthasar ausführlich behandelt worden. Im Mittelteil einer Ästhetik und Theologik entfaltenden Trilogie untersucht er dieses Konzept und gelangt dabei auch zu einer eigenständigen Lektüre der europäischen Dramenliteratur. Der Band vereinigt die Beiträge eines zweiteiligen, interdisziplinären Kolloquiums, das in Anschluß an Balthasars Entwurf und in kritischem Dialog mit ihm Manifestationen von Theodramatik im europäischen Theater von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart untersucht. Ein Teil der Autoren behandelt philosophische, theologische und dramaturgische Grundsatzfragen, andere widmen sich der Analyse von Stücken und Theaterkonzepten. Auf Grund des interdisziplinären Charakters des ganzen Bandes gewinnen die einzelnen Beiträge über ihre speziellen Fragestellungen hinaus ein grundsätzliches Interesse für die Theater- wie die Literaturwissenschaft, aber ebenso für Soziologie, Anthropologie oder Theologie.