Christliche Geschichtsdeutung in der Moderne
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Jahrhundertelang war die biblisch-christliche Geschichtssicht bestimmend für die Deutung der Universalhistorie. Heute thematisiert die Forschung sie meist nur noch als Ausdruck eines überkommenen mittelalterlichen Weltbildes. Dabei werden jedoch diejenigen Entwürfe übersehen, die die Weltgeschichte auch auf dem Boden der Moderne mit theologischen Kategorien zu deuten versuchen. Einleitend zeigt der Autor die spezifischen biblischen Kategorien zur Deutung von Geschichte auf und gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Ausdrucksformen christlicher Universalgeschichtsschreibung - dabei veranschaulicht er Kontinuität und Diskontinuität biblisch-christlichen Geschichtsdenkens. Im Hauptteil untersucht Axel Schwaiger das Werk dreier Geschichtsdenker des 19. Jahrhunderts - des Spaniers Juan Donoso Cortés (1809-1853), des Rheinländers Ernst von Lasaulx (1805-1861) und des Russen Vladimir Solov'ev (1853-1900) - gezielt auf ihre geschichtstheologischen Anteile hin. Inwieweit standen diese Männer in Kontinuität zu klassischem offenbarungsbegründetem Geschichtsdenken? Und wie setzten sie dieses unter den Vorzeichen der Moderne in ihren Werken um? Dem Autor geht es vor allem um die unveränderlichen Deutungselemente, die sich im Geschichtsverständnis der drei behandelten Denker wiederfinden. Ihre Aussagen zu Geschichte, Politik und Gesellschaft werden nur dann recht verstanden, wenn ihre spezifische Anwendung biblisch-christlicher Deutungskategorien Berücksichtigung findet. Unter Einbeziehung neuerer naturwissenschaftlicher, soziologischer und historischer Kenntnisse entfalteten sie eine »moderne« christliche Geschichtssicht, die ohne auf rationale Argumentation zu verzichten, in unterschiedlicher Intensität Grundelemente offenbarungsbegründeter Historienschau beinhaltete.