Letzte Runde?
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In diesem Band werden erstmals die noch bestehenden Berliner Eckkneipen in Ost und West dokumentiert. Die Fotos stehen dabei stellvertretend für die rund 6.000 Lokale, die in Ermangelung ausreichender Straßenecken auch schon mal „mittendrin“ liegen können. Zwei Jahre lang zogen die Autoren von Kneipe zu Kneipe - ohne in jeder ihren Durst zu löschen, wie sich von selber versteht. Dieser Spaziergang in Wort und Bild zu den traditionellen Berliner Eckkneipen, die schon bald der Vergangenheit angehören könnten, wird für den Leser originell und augenzwinkernd festgehalten. Die Berliner Eckkneipe hat seit ihrem rasanten Aufstieg vor rund 150 Jahren das Gesicht dieser Stadt geprägt, und kaum eine andere Metropole ist durch diese Institution so treffend charakterisiert wie Berlin. Sie spiegelt die Mentalität ihrer Menschen, und die Gäste gestalten ihre „gute Stube“ mit viel Liebe, Originalität und Sinn für Humor. Die Berliner Eckkneipe, von der es früher häufig vier an jeder Straßenkreuzung gab, zeichnet sich durch ein unverwechselbares Ambiente aus, das sich auch aufgrund der typischen Ästhetik der Gründerzeit und des Jugendstils schon auf den ersten Blick von modischen Clubs, Bars und Lounges unterscheidet. Nicht selten weisen handgemalte Typen und Szenen des proletarischen Alltags auf die Zielgruppe des Lokals hin, und die Originalität, mit der die Wirte ihren Kaschemmen und Spelunken hochtrabende oder ironische Namen verleihen, scheint keine Grenzen zu kennen. Es wird ein Stück Alltagskultur dokumentiert, das eineinhalb Jahrhunderte gewachsen ist und in den nächsten Jahrzehnten völlig zu verschwinden droht. Diese Auswahl an Orten der Trinkkultur und der Heimstatt der „kleinen“ Leute ist eine Hommage an den Inbegriff Berliner Lebens, das damit der Nachwelt erhalten bleiben soll. Der Bildband mit seinem aufschlussreichen Essay „Molle, Korn & Futschi. Die Berliner Eckkneipe im Wandel der Zeit“ ist eine architektonische, kulturelle und stadtgeschichtliche Bestandsaufnahme, die längst überfällig war. Die Idee ist so naheliegend, dass man sich nur wundern kann, warum seit über 20 Jahren keine Publikation zu dem Thema erschienen ist.