Canaletto
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Wechselspiel aus fotografischer Präzision und kreativer Freiheit Prächtig hebt sich das Münchner Schloss Nymphenburg vom blauen Himmel ab. Vor der herrschaftlichen Kulisse wandelt die feine Gesellschaft im Park, erfreut sich an den Fontänen der Springbrunnen. Im Wechselspiel aus Licht und Schatten zeigt sich das detailgenaue Abbild der bayerischen Residenz. Bernardo Bellotto, genannt Canaletto (1722–1780), nimmt den Betrachter mit auf eine Reise durch das Europa des 18. Jahrhunderts. Seine Veduten – das sind wirklichkeitsgetreue Darstellungen von Stadtbildern und Landschaften – eröffnen einen facettenreichen Blick auf Stadt, Land und Leute in Zeiten des Umbruchs. Aufklärung: Kunst zeigt die Wirklichkeit Es ist die Zeit der Aufklärung – der Aufbruch in die Moderne, in der Bernardo Bellotto die Tradition der Vedutenmalerei zu ihrem Höhepunkt führt. In den Städten bildet sich ein neues Bürgertum heraus, Handel und Besitz gewinnen an Bedeutung. Das neue Weltbild bricht mit alten Denkweisen und Vorurteilen. Die Vernunft gilt nun als universelle Urteilsinstanz, ausgerufen von Aufklärern wie Kant, Rousseau und Voltaire. Die Gesellschaft durchzieht ein Wandel, der sich auch auf die Kunst auswirkt. Wichtigstes Thema sind nun nicht mehr religiöse Abbildungen in barocker Üppigkeit. Stattdessen zeigt die Kunst mit realistischen Darstellungen die zeitgenössische Wirklichkeit. Sie spiegelt sich auch in den Werken Canalettos: Bildkompositionen, die den Blick in die Tiefe lenken, kühle Farbtöne und starke Kontraste bilden Stadt, Land und Leute jener Zeit ab. Sie wirken fast wie Fotografien. Canaletto bedient sich der modernen Technik seiner Zeit: Mithilfe einer portablen Camera Obscura fertigt der venezianische Maler präzise und detaillierte Vorarbeiten an. Dabei wird die Szenerie an die Wand eines dunklen Kastens projiziert, wie bei einer Lochkamera. Canaletto geht dabei abschnittsweise vor. Um die Kulisse einzufangen, stellt er sich an beengte Stellen, Fenster oder sogar in Gondeln. Vor Ort macht er flüchtige Skizzen. Später überarbeitet er sie im Atelier zu großen Zeichnungen und überträgt sie auf Leinwand. Dadurch entstehen faszinierende Öl-Gemälde, die fotografische Genauigkeit mit der künstlerischen Freiheit und Vorstellungskraft Canalettos verbinden. Der Katalog zur Ausstellung »Canaletto – Bernardo Bellotto malt Europa« Der Katalog folgt Canaletto durch Europa – von Venedig über Dresden und Wien nach Warschau. Mehr als 65 Gemälde, Zeichnungen und Radierungen machen die Schauplätze seiner Schaffensphasen lebendig. Stimmungsvolle Landschaftsbilder und detailreiche Darstellungen von Stadtarchitektur geben auf 360 Seiten einen tiefen Einblick in Werk und Leben des Künstlers. Im Zentrum des Katalogs mit rund 300 Abbildungen in Farbe stehen die drei Veduten von München, die Canaletto im Jahr 1761 für den bayerischen Kurfürsten Max III. malte. Das weite Panorama der Stadt und zwei Ansichten von Schloss Nymphenburg bieten einen beeindruckenden Anblick der bayerischen Landeshauptstadt im 18. Jahrhundert.