Fraktur
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Kaum eine Schriftgattung polarisiert so wie die Fraktur. Von den Nationalsozialisten erst zur deutschesten aller Schriften erkoren, dann aus politstrategischen Gründen als »Judenletter« diffamiert und verbannt, trägt sie immer noch die Last eines politischen Fragezeichens mit sich herum. Um 1985 begannen Typografen, die politische Diffamierung der Fraktur zu erforschen. Sie gingen zurück zu den Anfängen und der Entstehung der Fraktur um das Jahr 1500. Sie analysierten den inkonsistenten Umgang der Nationalsozialisten mit den gebrochenen Schriften und setzten sich mit den typografischen Strömungen der 30er Jahre auseinander. Sie fragten sich, wie es kommt, dass eine ganze Generation beim Anblick der gebrochenen Schriften NS-Assoziationen hat, obwohl die Schriften jahrhundertealt sind. Einer dieser nachdenkenden und nachforschenden Gestalter war Hans Peter Willberg. Er suchte Fraktur-Kenner zum Austausch. Einer dieser Gesprächspartner war Albert Kapr, der Grandseigneur der Gestaltung in der DDR, die gerade zusammengebrochen war. Sie fanden, es sei Zeit für eine ebenso sachliche wie fundierte Auseinandersetzung mit der Fraktur So entstand dieses Buch. Unprätentiös und solide. Sachlich, nicht politisch. Das absolute Gegenteil von reißerisch. Ein nachdenkliches Buch, das solide zurückblickt, seriös einordnet und Schätze hebt, die von Vergessen und Vernichtung bedroht waren: die 53 schönsten gebrochenen Schriften in kompletten Figurenverzeichnissen. Sportmarken und andere Lifstylebrands entdeckten zu Beginn des neuen Jahrtausends die ästhetischen Reize der Frakturschriften, wir feierten sie in Judith Schalanskys »Fraktur mon Amour«. Mit dem Erstarken einer neuen Rechten in Deutschland und Europa erleben wir einen Typo-Rollback, was die Fraktur angeht, die alten Klischees sind nicht ausgestorben. Albert Kaprs dezentes Buch verdient vor diesem Hintergrund neue Beachtung. Und die Fraktur faire Verteidiger.