Schwarze Siegel
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„Auch die Werke von Gaudy ziehen mich sehr an“, bekannte der junge Friedrich Nietzsche, und ihm ist es nicht allein so ergangen: Franz Freiherr Gaudy (1800-1840) gehörte mit seinen Erzählungen, Reiseberichten und Gedichten bis Anfang des 20. Jahrhunderts zum Kreis der immer wieder in Gesamtausgaben aufgelegten deutschen Klassiker. Danach verschwand er aus dem Gesichtskreis des Lesepublikums. Bei den Literaturproduzenten allerdings blieb seine Anziehungskraft bestehen. Arno Schmidts Bemerkung kommt nicht von ungefähr: "Ich könnt' mir durchaus einen Gaudy-Fan vorstellen." Der Band gibt einen kleinen Querschnitt durch Gaudys Schaffen. Er berücksichtigt besonders Texte, die Arno Schmidt zur Anregung dienten oder in engerem Zusammenhang mit seinen Arbeitsgebieten stehen. Verblüffende Vorwegnahmen typisch Schmidt'scher Themen und Techniken versammelt der Band ebenso wie Geschichten, die Schmidt als Formulierungslieferanten gebrauchte. So kann man ein Novelettchen in 'Zwei-Spalten-Technik' lesen („Gedankenspiele eines Drallenburger Unter-Lieutenants“) oder die Vorlage zu Schmidts Erzählung "'Piporakemes'!„ (“Besuch bei einem Dichter„), aber auch Prosastücke, auf die Schmidt hinwies (“Nachricht von den allerneuesten Schicksalen des Hundes Berganza„), die zum literarischen Hallraum zentraler Motive wie dem des weiblichen Doppelkopfs in “Zettels Traum„ gehören (“Rede bei der Taufe einer Mißgeburt„) oder die ganz in Schmidts Sinn “rechte vor FREUD'sche Feinheiten„ enthalten (“Antonello der Gondolier„). Mit der Novelle“Canaletta„, einer vielschichtigen Variante des Undine-Motivs, und “Wappendeutung", einem Gedicht an Fouqué, sowie knappen Auszügen aus dem Briefwechsel Gaudy - Fouqué schließt der Band.