Kant über den Glauben und die Selbsterhaltung der Vernunft
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Es ist unbestritten, dass Kant dem Verhältnis von Wissen und Glauben besondere philosophische Aufmerksamkeit gewidmet hat und seine Verhältnisbestimmung von Glauben und Wissen einen Meilenstein in der neuzeitlichen Religionsphilosophie markiert. Seine differenzierte philosophische Grundlegung des Glaubens erweist sich nach wie vor als sehr aktuell und höchst lehrreich, auch wenn seine Glaubens-Analysen in gegenwärtigen religionsphilosophischen Bemühungen weithin vernachlässigt - oder lediglich philosophie-historisch verortet - werden. Doch nur auf den ersten Blick sind Kants mannigfaltige Äußerungen zum Thema Glauben, den er bekanntlich als Vernunftglauben bestimmte, in der Sache deckungsgleich; bei genauerem Hinsehen zeigen sich vielmehr denkwürdige sachliche Verschiebungen und Nuancierungen. Ausgehend von einer bemerkenswerten frühen Reflexion Kants, die die Selbsterhaltung der Vernunft als Fundament des Vernunftglaubens charakterisiert, spricht offenbar vieles dafür, dass dieses Programm der Selbsterhaltung der Vernunft sich selbst erst in verschiedenen - teleologisch interpretierbaren - Gestalten dieses Vernunftglaubens auf dem Weg von der Kritik zur eigentlichen, d. h. praktischdogmatischen Metaphysik und dem darin vollzogenen Überschritt zum Übersinnlichen entfaltet und realisiert.